22.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Gesichter aus der Menge

Marek Bieganik zeigt »Bilder« in der Galerie des Hiddenhauser Rathauses

Von Curd Paetzke (Text und Foto)
Hiddenhausen (HK). Die künstlerische Vollendung eines Werkes kann sich oft hinziehen. »Manchmal«, sagt Marek Bieganik, »ist ein Bild nach einem Monat fertig gestellt, doch manchmal dauert der Schaffensprozess mehrere Jahre.« 15 Werke stellt der gebürtige Pole, der seit 1993 in Bielefeld lebt und arbeitet, ab heute in der Galerie des Hiddenhauser Rathauses aus.

»Bilder« lautet der Titel der Ausstellung schlicht und einfach. Einen anderen Oberbegriff wollte Bieganik, der 1952 in Stara Krasnica geboren wurde und von 1981 bis 1988 Lehrer für Malerei am Kulturzentrum Warschau war, nicht vergeben. Ohnehin tragen nur ganz wenige seiner Werke einen Titel. Im Mittelpunkt seiner großformatigen »Bilder« stehen Köpfe, allesamt gemalt mit Acrylfarben und Mischtechnik.
»Ich sehe Menschen in den Städten und schaue in ihre Gesichter - so vielfältig, so unterschiedlich, so aussagekräftig«, erklärt der Künstler. In seinem Atelier in Bielefeld überträgt er das Gesehene auf die Leinwand. Doch die Gesichter treten nicht deutlich hervor, sie bleiben meist schemenhaft. Bieganik reduziert sie auf die reine Form ohne besondere Merkmale. Die Menschen (Gesichter), die er verinnerlicht hat, verschwimmen mit den Farben, verlieren ihre Konturen. »Was übrig bleibt, ist das, was wir Psyche nennen«, sagt Marek Bieganik.
Wenn der Künstler über sich und seine Arbeit spricht, dann wird deutlich, dass der Prozess des Schaffens kein einfacher ist: Ein Bild, das entsteht, könne durchaus einen emotionalen Druck ausüben. So komme in jedem Werk auch der innere Zustand des Malers zum Vorschein. »Der Künstler wird zum geistigen und gefühlsmäßigen Teil des Bildes«, erläutert der Magister für Kunst, der seit 1992 der Vereinigung »Artists Unlimited« (Bielefeld) angehört. Wer sich mit Marek Bieganik auseinandersetzt, der findet in dessen Bildern keinen strahlend blauen Himmel. Die Farben braun und grau dominieren. Da wirken zwei Bilder in Pastell fast wie Fremdkörper. Eines seiner beeindruckendsten Werke ist allerdings nur in dem Katalog zur Ausstellung (im Hiddenhauser Rathaus erhältlich) zu finden: der »Judas-Kopf«. Wie ein düsterer Schemen tritt der schwarze Schädel des Verräters von Jesus geradezu Unheil verkündend hervor. Die Ausstellung wird am heutigen Freitag um 19 Uhr eröffnet. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Ulrich Rolfsmeyer wird Prof. Dr. Andreas Beaugrand von der Universität Bielefeld in die Werke einführen. Piotr Miloslavski (Geige) wird für die musikalische Gestaltung sorgen. Die Ausstellung kann bis zum 27. Mai zu diesen Zeiten besucht werden: montags von 8 bis 16 Uhr, dienstags und donnerstags von 8 bis 18 Uhr, mittwochs und freitags von 8 bis 13 Uhr.

Artikel vom 22.04.2005