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Einmalige Fundstücke vom Meeresboden

Denkmalschutz für Ostwand des Steinbruchs Gödeke in Ascheloh: Ammoniten und Muscheln

Halle-Ascheloh (kg). In den Tümpeln im Steinbruch Gödeke tummeln sich heute Pillepoppen. Der Kalk rings herum erzählt Geschichten von anderen Tieren und anderen Zeiten: Muscheln und Schwämme sind dort versteinert, Ammoniten, Fische und Haifisch-Zähne. Jetzt wird die Ostwand des alten Steinbruchs als »Paläontologisches Bodendenkmal Fredenberg« in die Haller Denkmalliste eingetragen.

Wo einst wohl der Fredenberg hinter Lotteberg und Gartnischberg eine Teuto-Anhöhe bildete, schneidet längst der Steinbruch eine schmale Schneise in den südlichen Höhenzug des Berges. Bis vor gut zehn Jahren bauten die Mindener Asphaltwerke dort noch Kalkstein ab, erzählt Karl-Heinz Gödeke.
Als der Betrieb den Steinbruch verließ, blieben die »Zeugnisse tierischen Lebens aus erdgeschichtlicher Zeit« in den Kalk- und Mergelschichten zurück - versteinerte Meeresbewohner, die vor etwa 92 bis 96 Millionen Jahren hier gelebt haben. In der Oberkreidezeit wurden damals in enem Meer, das den größten Teil Europas bedeckte, Kalk- und Tonschlämme abgelagert, Schicht um Schicht mit abgestorbenen Tieren, die unter dem Meeresboden versteinerten. Und als sich später der Teutoburger Wald bildete, stellten sich die Schichten unterschiedlich steil auf und überkippten stellenweise.
Eine Ostwand des Steinbruchs ist mit ihren Fossilien für die Experten des Westfälichen Museums für Archäologie ein wichtiges Buch, in dem sie vieles lesen können. Sie bescheinigen einer 27 Meter mächtigen Schicht, die mit circa 35 Grad nach Südwesten einfällt, sogar überregionale Bedeutung. Denn als einzigem westfälischen Standort ist hier offensichtlich die »Invertebratenfauna des unteren Unter-Cenomans« vollständig erhalten und dokumentiert. Invertebraten sind wirbellose Tiere, wie zum Beispiel Muscheln.
Die Wissenschaftler können an den Ammoniten, den Tintenfisch-Verwandten mit meist aufgerolltem Gehäuse, und den Muschelarten ganz bestimmte zeitliche Ordnungen festmachen. An dieser Schicht der Ostwand lesen Experten wichtige ökologische Ereignisse ab. Und man geht davon aus, dass in den Gesteinen hinter der Ostwand weitere fossile Fundstücke liegen - Geheimnisse vom Meeresboden. Für die paläontologische Forschung ist der Steinbruch eine wichtige Quelle, »deren Auswertung neue und weitergehende Erkenntnisse vermittelt, die auf keinem anderen Wege gewonnen werden können«, schreibt das Amt an die Stadt Halle.

Artikel vom 22.04.2005