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Teamleiter Jörg Schepelmann, Stellenvermittlerin Sabine Scheling und Sozialarbeiterin Tina Oberndörfer (v.l.) betreuen die Arbeitsuchenden.

Mit Ein-Euro-Jobs
Stärken neu entdeckt

»Projekt Aktiv« betreut zurzeit 90 Arbeitsuchende

Von Peter Schelberg
Herford (HK). Ihre Arbeitsaufträge holen sie morgens im alten Güterbahnhof ab: die 90 Ein-Euro-Jobber, die derzeit in Diensten von »Projekt Aktiv« stehen. Die Einrichtung der Stadt Herford vermittelt »gemeinnützige« und »zusätzliche« Arbeiten - seit 2003 für Sozialhilfeempfänger, seit Anfang 2005 für die Bezieher von Arbeitslosengeld II.

Wo beginnt gemeinnützige Arbeit, wo hört sie auf - diese Frage wird des öfteren in der Öffentlichkeit diskutiert, wenn es um den Einsatz von Ein-Euro-Kräften geht. Da behauptet die Herforder Initiative gegen Sozialabbau »Genug ist genug« beispielsweise auf ihrer Internetseite, dass Ein-Euro-Kräfte illegal städtische Pkw waschen. Der Zoll kontrollierte im Dezember einen Möbeltransport der »Jobber« ins Rathaus - ein heimischer Spediteur hatte zuvor Anzeige erstattet. In beiden Fällen erwiesen sich die Vorwürfe als unberechtigt - für »Projekt Aktiv«-Teamleiter Jörg Schepelmann nicht überraschend: »Unsere Kräfte arbeiten im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen, und wir nehmen niemandem den Job weg. Wenn wir in Konkurrenz zu gewerblichen Anbietern treten würden, dann wäre das doch völlig kontraproduktiv.«
Deshalb achte das siebenköpfige »Projekt Aktiv«-Team genau darauf, dass es sich tatsächlich um »zusätzliche« Tätigkeiten handele, die ansonsten gar nicht in Auftrag gegeben würden. Auch »gemeinnützig« müssten sie sein. Um das zu gewährleisten, wurde mit dem Personalrat der Stadt Herford ein spezieller Katalog von Aufgaben erstellt, die Ein-Euro-Jobber übernehmen dürfen. Dazu zählen beispielsweise Müll sammeln, Graffiti entfernen oder mit dem Hundekotstaubsauger Bürgersteige säubern, aber auch der »Soziale Außendienst«, bei dem die Ein-Euro-Kräfte ältere Mitbürger betreuen.
»Hier wird niemand gezwungen, Dinge zu tun, die er nicht will«, stellt Sozialpädagogin Tina Oberndörfer klar. Die Stimmung bei den Arbeitsuchenden, die zusätzlich zum Regelsatz mit 1,50 Euro »Mehraufwandsentschädigung« pro Stunde entlohnt werden, sei gut: »Wir haben eher das Problem, dass die Leute nach der auf sechs Monate befristeten Zuweisung gern noch weiterarbeiten würden.« Denn viele der Langzeitarbeitslosen hätten gewohnte soziale Kontakte verloren und müssten einiges erst wieder lernen - manche auch, wieder regelmäßig früh aufzustehen. Bei »Projekt Aktiv« werden sie ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt, entdecken ihre Stärken neu, trainieren Bewerbungen und können sich schulen lassen. Mit Erfolg, wie Jörg Schepelmann berichtet: »Wir haben im vergangenen Jahr 30 Arbeitsuchende wieder in den ersten und zweiten Arbeitsmarkt oder in Qualifizierungsmaßnahmen vermitteln können.«

Artikel vom 22.04.2005