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Spätes Schiller-Tor verhindert Totalblamage

Wieder eine enttäuschende Vorstellung des SCV - Gegen SVS-Bollwerk blind angestürmt

Von Uwe Caspar
Verl (WB). Die Formkurve des SC Verl zeigt weiter nach unten, die Schwarz-Weißen blieben auch im fünften Spiel hintereinander sieglos. Dass der heimische Oberligist gestern Abend nicht ganz leer ausging gegen den biederen SV Schermbeck, verdankte man einem Verzweiflungsschuss von Alex Schiller in letzter Minute. Mit seinem Tor rettete er wenigstens ein dürftiges 1:1 (0:1) und ersparte seiner Mannschaft somit die drohende Totalblamage.

»Eine Niederlage wäre aufgrund der zweiten Halbzeit auch nicht korrekt gewesen. Wir haben immerhin bis zum Schluss alles gegeben«, resümierte Trainer Mario Ermisch, der sich aber über den einen Punkt kaum freuen mochte. Verständlich. Denn was seine Schützlinge gegen die ersatzgeschwächten und überwiegend mauernden Gäste boten (SVS ohne seine Stürmer-Asse Erwig und Dondorf, aber dafür mit dem A-Jugendlichen und Verler Namensvetter Sebastian Hahn) - das war nur ärmlich bis erbärmlich.
Ganz schlimm die erste Halbzeit, die so gut wie keine Höhepunkte aufwies. Die Partie plätscherte nur so dahin, der erste Ball verirrte sich erst nach 33 Minuten aufs SCV-Gehäuse. Aber auch im Schermbecker Strafraum spielte sich nichts Aufregendes ab: Trotz optischer Überlegenheit - Ermisch: »80 Prozent der Ballkontakte gehörten uns« - null Torchancen für die viel zu drucklos agierenden und oft ideenlosen Hausherren. Und dann ging der Schuss nach hinten los. Einer der spärlichen Gästekonter führte mit freundlicher Unterstützung der Abwehr Sekunden vor dem Pausenpfiff zum 0:1.
»Auf beiden Seiten ist weder Aggressivität noch Tempo zu sehen«, langweilte sich auf der Tribüne auch Borussia Mönchengladbachs A-Jugendtrainer Uli Sude. Nach dem »unterirdischen ersten Durchgang« (Ermisch) bestand Handlungbedarf: Mit Mihajlo Rakic für den erneut völlig enttäuschenden Ulf Raschke und Heinrich Schmidtgal für den glücklosen Eugen Keilbach kamen gleich zwei frische Offensivkräfte. Jetzt endlich machte Verl Power, stürmte aber meistens zu blind gegen das Schermbecker Bollwerk an. Im Halbminutentakt droschen oder köpften die SVS-Abwehrhünen das Leder aus der Gefahrenzone.
Wobei ihnen entgegen kam, dass es der (hilflose) Gegner immer wieder mit hohen Bällen versuchte. Ein wirkungsloses Konzept. Gefährlicher waren da schon die Schüsse von Schmidtgal (75.) und Scharpenberg (77.). Doch die beste Chance verzeichneten die konternden Schermbecker: Wenn Marco Kirchhoff nicht so toll gegen den freistehenden Alexander Kaul geklärt hätte, wäre die grauselige Begegnung wahrscheinlich schon nach gut einer Stunde zu Gunsten der Gäste entschieden gewesen.
»Zumindest haben wir gearbeitet. Und auch der Wille war da, das Spiel nach umzubiegen«, konnte sich Mario Ermisch an dem kühlen Frühlingsabend nur an zwei Dinge erwärmen, die im Fußball eigentlich eine Selbstverständlichkeit sind. »Ich muss meiner Mannschaft ein Riesenkompliment machen. Wir hatten uns in Verl überhaupt nichts ausgerechnet«, strahlte Ermisch-Kollege Martin Stroetzel auch ob des einen Zählers, obwohl der Sieg doch so greifbar nahe war.

Artikel vom 21.04.2005