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»Öko-Spargel schmeckt unverkennbar«

Verzicht auf Kunstdünger und Chemie - Familie Biebusch hat Anbau umgestellt

Von Dieter Wehbrink
Oppenwehe (WB). Auf diesen Moment freut sich Spargelanbauer Siegfried Biebusch jedesmal: »Na, wie schmeckt Ihnen dieser Spargel?«, fragt er seine Besucher.

Der Oppenweher hat dem Kunden eine rohe Stange überreicht, in die der Gast nun hineinbeißt. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten - der Käufer ist begeistert vom herzhaft-frischen Geschmack. »Das ist Spargel, der nach der EU-Öko-Verordnung produziert wird«, erzählt Siegfried Biebusch stolz. »Im Jahr 2003 haben wir unsere 20 Hektar große Anbaufläche auf die ökologische Produktionsweise umgestellt.« Statt Kunstdünger bekommt der Spargel der Familie Biebusch nur organischen Dünger aus Hornspänen. Zudem sind die Reihen nicht mit - ernteverfrühender - transparenter Folie abgedeckt, sondern mit dunkler Plane. »Andernfalls würde das Kraut schneller als der Spargel wachsen. Da wir keine Chemie verwenden dürfen, hätten wir ein Problem«, erläutert Ehefrau Doris Biebusch. Die Krautbekämpfung erfolgt ausschließlich mechanisch. Die Hälfte der Spargelfelder wird ohnehin ganz ohne Folie bewirtschaftet. Dort wächst wegen der kühlen Temperaturen noch kein Spargel.
Zurzeit befindet sich der Betrieb - ganz nach den »Bioland-Richtlinien« - noch in der vorgeschriebenen Umstellungsphase. Ständig kommen unangemeldete Kontrolleure auf die Felder. Sie ziehen Bodenproben und nehmen auch den Spargel zur Untersuchung mit. »Wenn alles klappt, bekommen wir im Jahr 2006 das Bioland-Siegel«, freut sich Doris Biebusch.
Die Familie hat sich für den ökologischen Anbau entschieden, um eine Nische zu besetzen. »Die Konkurrenz durch konventionell wirtschaftende Kollegen ist mittlerweile recht groß geworden«, erzählt Siegfried Biebusch. »Außerdem geht der Trend weiterhin zu Öko-Produkten.« Für den Spargelbauern hat diese Methode allerdings auch Nachteile. Der BioSpargel wächst zwar kaum langsamer als der herkömmliche, da hierfür das Wetter entscheidend ist. Allerdings fällt die Ernte geringer aus, und ein höherer Preis kann auch nicht verlangt werden. »Den regeln Angebot und Nachfrage«, sagt Biebusch. »Dafür wissen wir aber, dass wir ein Edelgemüse mit unverfälschtem Naturgeschmack produzieren, wie man es vom Oppenweher Boden kennt.
Die Saison im Hause Biebusch kommt so langsam in Fahrt. »Ich selbst bin täglich von 4.30 Uhr morgens bis 21 Uhr im Einsatz«, erzählt der Chef. Ausschließlich polnische Erntehelfer stechen den Spargel auf den Feldern, deutsche Arbeitskräfte kümmern sich um den Verkauf und die Auslieferung. Im hofeigenen Laden, der nur zur Spargelzeit geöffnet ist, gibt es alles, was zu einem zünftigen Spargelessen dazu gehört - darunter auch Schinken und Wein.

Artikel vom 22.04.2005