20.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Demokratie und Popcorn

Politische Bildung im Kino: drei Aufführungen in OWL

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Der Kinofilm »Balzac und die kleine chinesische Schneiderin« soll Jugendliche dazu animieren, am 22. Mai zur Landtagswahl zu gehen. Das flammende Plädoyer für Freiheit ist zentraler Bestandteil der Kampagne »Demokratie leben« der Landeszentrale für politische Bildung.
Julia Jentsch spielte die Hauptrolle in »Sophie Scholl - die letzten Tage«. Foto: dpa

»Wir betreiben politische Bildung in der Popcorn-Meile«, sagte die Leiterin der Landeszentrale, Maria Springenberg-Eich, dem WESTFALEN-BLATT. Bis zum 13. Mai zeigen Kinos in 19 Städten den Streifen des chinesischen Regisseurs Dai Sijie aus dem Jahr 2002. In »Balzac und die kleine chinesische Schneiderin« schwärmen drei Jugendliche für die Prinzipien Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit der Französischen Revolution und brechen aus dem totalitären System von Maos kommunistischer Kulturrevolution aus. In Ostwestfalen-Lippe wird der Film drei Mal gezeigt: im Paderborner Cineplex am 10. Mai, im Bielefelder CineStar am 11. und im Kinoplex in Bad Oeynhausen am 12. Mai.
Nicht im Klassenraum, sondern im Kino sollen Lehrer mit ihren Schülern von der Jahrgangsstufe 11 an über die Wichtigkeit von Demokratie und Wahlen diskutieren. »Bei der vergangenen Landtagswahl sind nur 40,2 Prozent der Erstwähler zur Urne gegangen«, beklagt Maria Springenberg-Eich einen historischen Tiefstand.
Betreut wird die Kampagne vom Institut für Kino und Filmkultur (IKF) in Köln. Werbung für Demokratie im Kino sei ein »Novum in der außerschulischen Bildung«, erklärte IKF-Mitarbeiter Thomas von der Gönna. »Das Leitmotiv von Beteiligung findet man immer wieder in skandinavischen und französischen Filmen«, berichtete der Experte. Deutsche Filmemacher konzentrierten sich wie beim aktuellen Beispiel »Sophie Scholl« zu sehr auf die NS-Zeit. Durch die Fixierung auf eine Person und den kammerspielartigen Charakter eigne sich der Film weniger für die Kampagne. Schulen können sich beim IKF unter 02 21 / 3 97 48 50 für »Demokratie im Kino« anmelden.

Artikel vom 20.04.2005