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»Leute wollen
den Spargel
immer früher«

Ernte hat bei Ventkers begonnen

Von Heiko Johanning
Versmold (WB). »Plötzlich war er da. Ich war ganz überrascht«. Herbert Ventker freut sich über den ersten Spargel, den der Loxtener in den vergangenen Tagen geerntet hatte. Erst war es lange kalt, dann kamen plötzlich warme Tage - ideale Voraussetzungen, damit das »königliche Gemüse«, wie Spargel genannt wird, wachsen kann.

Der 53-jährige Landwirt schaut über seine Felder. Gut drei Hektar Fläche stehen ihn in diesem Jahr für den Spargelanbau am Sandbrink zur Verfügung. 1988 hatte er mit dem Anbau begonnen, 1990 wurden die ersten Stangen geerntet. Seitdem haben sich Helga und Herbert Ventker auf Spargel- und Erdbeeranbau spezialisiert.
»In den nächsten Nächten soll es Frost geben«, weiß der Landwirt aus den Wettervorhersagen. Noch liegen die meisten Spargeldämme unter Folien. Zehn Kilometer Schwarz-Weiß-Folien musste sich Ventker anschaffen, um die Reife des Spargels im Boden zu beschleunigen. »Die weiße Schicht der Folie reflektiert die Sonnenstrahlen, der Boden wärmt sich nicht so stark auf«, weiß Ventker aus Erfahrung. Die schwarze Folienseite speichert die Sonnenwärme, der Boden bleibt länger warm, der Spargel kann gut gedeihen. »Die Leute wollen immer früher den Spargel. Da muss man schon etwas tun. Eigentlich wäre er so um den 1. Mai herum erst soweit«, erinnert sich Ventker an frühere Zeiten, als man noch nicht mit Folien arbeitete. Heute geben die Kundenwünsche den Zeitpunkt der Ernte und damit des Verzehrs vor.
Zum kommenden Wochenende hin rechnen die Ventkers mit den ersten größeren Erträgen, so dass auch der offizielle Verkauf beginnt. Das Schild steht bereits an der Straße und weist die Kundschaft darauf hin.
Mit der Qualität ist der Spargelbauer in diesem Jahr sehr zufrieden. »Wir haben schon mal festgestellt, dass die ersten Stangen holzig waren. Doch das gab es bislang nicht. Durch die Folie wurde die Wärme konzentrierter an den Boden abgegeben«, vermutet Ventker.
Neben der Standortwahl ist die Wahl der Spargelsorte einer der wichtigsten Faktoren für einen erfolgreichen Spargelanbau. Die Wahl der Sorte richtet sich vornehmlich nach den Eigenschaften der zu bebauenden Fläche. Familie Ventker nimmt gerne die Sorten Backlim (dicke Stangen mit wenigen geöffneten Köpfen) und Horlim (mittelfrühe Sorte mit hohem Gesamtertrag bei guter optischer Qualität und Beschaffenheit). Aber auch Ravel, eine sehr frühe, neue deutsche Sorte mit dicken, weißen Stangen und fest geschlossenen Köpfen, wird geerntet.
Zurzeit wird nur vereinzelt gestochen. Noch müssen Ventkers und ihre polnischen Erntehelfer nach den kleinen weißen Köpfen suchen, die durchs Erdreich kommen. Das wird sich wohl in der kommenden Woche ändern. Wenn in etwa acht bis zehn Tagen auch die Freilandernte beginnt, wird mindestens zweimal am Tag gestochen - egal, ob Wochen- oder Sonntag. Jeder Korb mit Spargel wird gereinigt, die Stangen anschließend auf Länge geschnitten, sortiert und auf Wunsch geschält. Dann herrscht Hochbetrieb im Verkaufsraum bei Ventkers - bis zum 24. Juni. Traditionell endet mit diesem Johannistag die Spargelsaison. Die Ernte wird beendet, damit die Pflanzen eine ausreichende Regenerationszeit haben, um im nächsten Jahr genügend neue Sprosse bilden zu können.

Artikel vom 20.04.2005