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»Ich will den Papst in Köln erleben«

Katholische und evangelische Geistliche kommentieren die Wahl von Benedikt XVI.

Von Manfred Köhler
Verl (WB). Begeisterung, hoffnungsvolle Erwartung, aber auch Skepsis: So ist die Bandbreite der Reaktionen, mit der die Wahl des neuen Papstes von der Verler Geistlichkeit von katholischer und evangelischer Kirche aufgenommen worden ist.

»Ich bin überrascht von der schnellen Entscheidung der Kardinäle und habe die Wahl von Joseph Ratzinger mit Begeisterung aufgenommen«, erzählt Pastor Joachim Cruse aus Kaunitz. Er sei aufgeregt gewesen, als die Verkündigung zu erwarten war, sagt der Pfarrer der katholischen Gemeinde St. Maria Immaculata. Seine Meinung zur Wahl: »Wir Deutsche sollten uns freuen. Und wir tun gut daran, die Botschaft zu begreifen und den Weltjugendtag in Köln zu nutzen, um in Massen nach Köln zu pilgern und dem neuen Papst zu begegnen. Ich werde hinfahren!« Papst Benedikt XVI. hält Joachim Cruse für eine gute Wahl. »Er ist ein hervorragender Theologe, er hat die Kirchengeschichte mitgeprägt, viele Dinge in der Welt bewegt, und er steht dafür, dass die unverkennbare Botschaft Christi bewahrt wird.«
Überrascht von der schnellen Wahl war auch sein evangelischer Kollege Pastor Christoph Freimuth aus Verl. Dieser reagierte aber eher skeptisch auf den neuen Papst. »Uns interessiert die Ökumene. Ich habe da nicht allzu viel Hoffnung, aber in der neuen Funktion könnte von Joseph Ratzinger durchaus auch etwas Neues kommen«, hofft er. Davon, dass sich der neue Papst Benedikt genannt hat, ist der Verler Pastor beeindruckt: »Mit dem Bezug zum Friedenspapst aus dem 1. Weltkrieg setzt er einen deutlichen Schwerpunkt für Frieden und Verständnis in der Welt. Das finde ich gut.«
Mit Hoffnung und Kritik reagiert sein Glaubenskollege Pastor Bernd Tiggemann auf die Wahl von Joseph Ratzinger. »Ich hoffe, dass der neue Papst die Ökumene voranbringt und von seiner konsequenten Missachtung der evangelischen Kirche abgeht«, erklärt er. Seinen katholischen Glaubensbrüdern und -schwestern wünsche er, »dass dieser Papst als Mann der Lehre und Wissenschaft auch Impulse für die Arbeit an der Basis liefert«.
Dass auch im katholischen Lager die Meinungen durchaus geteilt sind, betont der Verler Pater Walter Lükewille, der nach Jahrzehnten als Missionar heute im Afrikanum der »Weißen Väter« in Köln dient. »Interessant aber ist, dass vor allem auch die Menschen in Asien, Afrika und Indien hinter ihm stehen«, meint er. Für Pater Lükewille ist der neue Papst ein Mann des Übergangs. »Ich begrüße die Wahl«, freut er sich und meint: »Er wird ein guter Papst sein, als Bewahrer Ruhe einbringen und helfen, einen modernen Papst vorzubereiten.«
Begeistert ist Pastor Hubert Werning, Vikar des Pastoralverbundes. »Ich freue mich sehr«, sagt er und ist der Meinung, dass die Kritiker unrecht hätten, die glaubten, jetzt sei es mit der Ökumene vorbei. Pastor Werning: »Ich kann mir gut vorstellen, dass er das ökumenische Gespräch voranbringt.« Er hält Ratzinger für den geeigneten Nachfolger von Johannes Paul II: »Er wird in seine Fußstapfen treten und dennoch eigene Akzente setzen.« Den neuen Papst und dessen Vorgänger hat Huber Werning 1998 hautnah erlebt beim Auftakt des dritten Pastoralbesuches in Paderborn. »Damals war ich Student. Der Papst hat nicht im Hotel, sondern in unserem Wohnheim, im Leokonvikt, geschlafen. »Beim Gottesdienst habe ich die beeindruckende Spiritualität von Joseph Ratzinger erlebt.« Unvergesslich für ihn: Bei einem Essen der Bischofskonferenz durfte er Tischdienst machen und Johannes Paul II. und Ratzinger ganz nah sein.

Artikel vom 21.04.2005