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Die drei Referenten (von links) Peter Rogausch, Norbert Nielsch und Berthold Keunecke klärten aus ihrer Sicht über den möglicherweise bevorstehenden Castor-Transport auf.Foto: Lieb

Kommt der Castor wirklich?

Aufklärung im Begegnungszentrum


Bad Oeynhausen (Goli). Ein Horrorszenario kommt auf Bad Oeynhausen zu: Die wichtigsten Straßen werden tage- und nächtelang gesperrt, und dann rollen sechs Sattelschlepper, beladen mit Castor-Behältern voller radioaktiver Brennelemente, durch die Region. Dies ist jedenfalls die Darstellung des Anti-Atomforums Ostwestfalen-Lippe und deren Vorsitzender Anja Gärtner. Sie lud jetzt in der Druckerei zu einer Informationsveranstaltung ein.
Knapp 40 Bürger aus Bad Oeynhausen, Löhne und Umgebung waren der Einladung gefolgt und hörten gespannt den Vorträgen der Referenten zu. Dies waren Berthold Keunecke von der Friedensgruppe Herford, Norbert Nielsch vom Anti-Atom-Bündnis Osnabrück und Peter Rogausch von der Initiative Widerstand gegen Atom-Anlagen in Münster.
Die Veranstaltung diente der Vorbereitung einer Demonstration an diesem Samstag. Ab 12 Uhr soll auf dem Oeynhausener Bahnhofsvorplatz gegen die Atommülltransporte protestiert werden. Prominentester Redner wird Dr. Brettscheider von der Vereinigung der Ärzte zur Vermeidung eines Atomkrieges sein. Die Demonstration steht unter dem Motto: »Kein Castor im Kurpark - kein neues Tschernobyl«, erklärte Peter Rogausch. «Die Bevölkerung wird gar nicht über die Gefahren von Atommülltransporten aufgeklärt« bemängelte er. Dabei ist der Transport von Dresden-Rossendorf nach Ahaus nach Überzeugung der Kritiker nicht notwendig. »Der Müll wird von einem Zwischenlager ins Andere gebracht«, sagte Norbert Nielsch. »Das macht überhaupt keinen Sinn. Allein das Land Nordrhein-Westfalen müsste für diese für Ende Mai bis Mitte Juni erwartete Castor-Reise etwa 50 Millionen Euro aufbringen. Die sechs Sattelzüge müssten dreimal nach Ahaus und zweimal wieder zurück nach Dresden fahren. Warum nicht mit der Bahn? »Der Straßentransport ist deutlich billiger, dafür aber risikoreicher«, erklärt Berthold Keunecke.
»Wenn ich das alles höre, dann kann man nur gegen Castor-Transporte sein«, sagte ein Bad Oeynhausener Zuhörer, der seinen Namen nicht genannt sehen will. Und Reinhard Haumersen war extra aus Vlotho angereist: »Meine Tochter arbeitet in Bad Oeynhausen, da mache ich mir schon Sorgen.«

Artikel vom 20.04.2005