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»Habe keinen Bock auf Vizetitel«

Türkischer Verein Herford mit Interimscoach Erhan Ucar erfolgreich

Kreis Herford (kp/sp). Der 1:0-Erfolg am 26. Fußball-Bezirksliga-Spieltag des SV Oetinghausen im Derby gegen Hiddenhausen brachte der Hölscher-Elf wohl die endgültige Rettung. Der Türkische Verein Herford konnte unter Geschäftsführer Erhan Ucar den zweiten Sieg in Folge landen.

»Die erste Halbzeit war nicht prickelnd«, sagt SV Oetinghausens Spielertrainer Frank Hölscher zum Derbyverlauf. Nach guten ersten zehn Minuten habe die SpVg. Hiddenhausen das Heft in die Hand genommen. »Obwohl der Gegner spielbestimmend war, konnte er sich aber keine großen Möglichkeiten heraus arbeiten.« Nach dem Wechsel sei sein Team dann aber aggressiver aufgetreteten. »Wir waren zwar nicht so dominant, doch wir hatten den Gegner besser im Griff. Uns ist dann ein glückliches Tor gelungen. Danach hatten wir zwei, drei weitere Chancen, so dass der Sieg am Ende nicht unverdient war.«
»Eigentlich war das ein typisches 0:0-Spiel«, meint SpVg. Hiddenhausens Trainer Uwe Horster. »In der zweiten Halbzeit hat meine Mannschaft schwach gespielt. Das hat mich schon enttäuscht. Vor der Pause hatten wir Vorteile ohne klare Torchancen. Frank Hölscher muss in der Kabine die passenden Worte gefunden haben. Da hat Oetinghausen uns den Schneid abgekauft, und wir haben uns ohne Gegenwehr in die Niederlage gefügt. Trotzdem war sie unnötig.«
Dass sein Vertrag für die kommende Serie nicht verlängert wird, kam für Horster selbst überraschend. »Im Spiel war das schon eine komische Situation für mich. Ich habe mich in Hiddenhausen sehr wohlgefühlt.«
Unter Geschäftsführer Erhan Ucar kehrt der Türkische Verein Herford auf die Erfolgsspur zurück. »Ich möchte noch das Bestmögliche aus dieser Saison heraus holen«, so Ucar. »Natürlich weiß ich, dass es schwierig ist, das Team zu motivieren, weil weder nach unten noch nach oben etwas geht. Trotzdem will ich persönlich noch unter die ersten Drei kommen.« Einen neuen Trainer hat Ucar noch nicht gefunden. »Sollte bis zum Serienende kein passender Coach frei werden, werde ich dieses Amt bis zur Sommerpause ausüben.« Sein Ziel ist es, die Moral und das Selbstvertrauen zu stärken. »Ich bin ein Freund des direkten, schnörkellosen Spiels, und das versuche ich zu vermitteln.« Zudem soll in der kommenden Saison die Mannschaft verjüngt werden. Damit habe man laut Ucar schon jetzt begonnen. Neben Trainer Aziz Yakasiz sind auch schon drei Spieler gegangen. Neben Hakan Kurnaz sind das Tayfur Ocaksönmez und Haris Uysal.
Der Meisterkampf in der Fußball-Bezirksliga geht in die entscheidende Phase. Spitzenreiter VfL Klosterbauerschaft und Verfolger SG GW Bustedt befinden sich auf der Zielgerade des Titelrennens. Wer hat am Ende die Nase vorne? Welches Team hat den längeren Atem?
Eine kleine Vorentscheidung im Kampf um den Aufstieg ist vielleicht am 30. April zu erwarten. Dann stehen sich die beiden Titelkonkurrenten im direkten Duell am Kattenbusch gegenüber. Gewinnt »Kloster«, könnten die Schützlinge von Joachim »Icke« Fuhrberg auf sechs Punkte davon ziehen. Ohnehin hat der VfL im Aufstiegspoker die besseren Karten, schließlich hat man drei Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten. Nun gilt es die Asse im Ärmel auszuspielen. »Aber die Karten werden neu gemischt, wenn wir bei Kloster gewinnen«, stellt Bustedts Spielertrainer Stefan Braunschweig fest. »Dann sind wir dank des besseren Torverhältnisses vorne. Unser großer Vorteil ist, dass wir noch das direkte Duell haben.« Die Chancen auf den Aufstieg schätzt der Coach »50:50« ein. »Klosterbauerschaft hat derzeit einen guten Lauf. Allerdings hatten sie in den letzten Spielen auch das nötige Quäntchen Glück.« Als wichtigen Faktor im Aufstiegsrennen sieht Braunschweig die personelle Verfassung an. »Derjenige, der den größeren Kader hat und dem die Kräfte am Ende nicht ausgehen, wird die Nase vorne haben.«
Das Fußballer-Personal ist bei beiden Titelaspiranten rar. »Mit Schierholz, Lehmann, Neumann und Berger fehlen mir am Freitag in Mennighüffen gleich vier Spieler«, hadert Kloster-Trainer Fuhrberg. Ausschlaggebend für den Ausgang des Titelkampfes sei aber zunächst das direkte Duell in Kloster. »Wenn wir dort gewinnen, ist noch keine Vorentscheidung gefallen.« Bei einer Niederlage wäre man dagegen weg vom Fenster. »Zunächst müssen wir aber gegen Bruchmühlen unsere Leistung abrufen.« Neben dem direkten Vergleich schätzt Stefan Braunschweig besonders den TuS Bad Oeynhausen als harten Brocken ein: »Für die geht es noch um den Klassenverbleib.«
Auf jeden Fall werde es ein spannendes Saisonfinale. »Im letzten Jahr waren wir ja auch lange oben dran und haben erst im direkten Vergleich mit Tengern unsere Aufstiegschancen verspielt.« Noch einmal auf dem zweiten Rang möchte Braunschweig nicht landen. »Ich habe nicht schon wieder Bock auf den Vizemeistertitel. Der Aufstieg wäre ein Riesenerfolg.« Allerdings müsse man die Lage auch realistisch betrachten, denn »eine überragende Mannschaft sind wir nicht. Nur ein gut geformtes Kollektiv«. Etwas entspannter blickt Pendant Joachim Fuhrberg dem Endspurt entgegen. »Wir wollen natürlich Meister werden, aber wir müssen es nicht.« Sein Team habe eine gute Ausgangsposition und denke zunächst von Spiel zu Spiel. »Die Lage kann sich nämlich ganz schnell ändern.«
Da die Mannschaften voraussichtlich über 70 Punkte erreichen, »hätten eigentlich beide den Aufstieg verdient«, sagt »Icke« Fuhrberg. Bleibt nun abzuwarten, wer den längeren Atem hat und die Zielgerade des Meisterrennens als Sieger überquert und nach den folgenden sieben Spieltagen als neuer Landesligist grüßt.

Artikel vom 21.04.2005