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Kirche und DGB
wollen Bündnis

Im Kampf gegen weiteren Sozialabbau

Von Karl Pickhardt (Text und Foto)
Kreis Paderborn (WV). Katholische und evangelische Kirche wollen sich im Paderborner Land zusammen mit der Gewerkschaft in einem sozialen Bündnis gegen weiteren Abbau sozialer Leistungen stemmen. Wachsende Not von inzwischen 20 000 Erwerbslosen im Hochstift Paderborn vereint die beiden großen Kirchen mit dem DGB, der in der Region Paderborn, Höxter und Lippe etwa 52 000 Mitglieder zählt.

So rücken Kirchen und DGB erstmals in Paderborn in einer gemeinsamen Dialogveranstaltung am 27. April Auswirkungen der so genannten »Hartz-IV-Gesetze« in den Mittelpunkt. DGB-Regionalvorsitzende Astrid Bartols sowie Norbert Zöller vom Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn und Susanne Bornefeld als Sozialbeauftragte des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn sehen die im Grundgesetz verankerte Menschenwürde von den Hartz-IV-Ausführungen mit deutlichen Einschnitten in die Lebensverhältnisse in Frage gestellt.
DGB-Vorsitzende Astrid Bartols sprach gestern vor der Presse gar von einer »menschenfeindlichen Gesetzgebung«. Norbert Zöller von der Kommende Dortmund auf katholischer Seite sieht einen »durchaus zukunftsfähigen« Sozialstaat von der Politik in Frage gestellt. »Wer ein halbes Jahr draußen war, ist nicht mehr der, der er mal war«, sagte Zöller. Ein moderner Sozialstaat dürfe sich nicht von »mehr oder weniger Geld« abhängig machen. Susanne Bornefeld vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) will nicht länger akzeptieren, was Politik und Unternehmen mit »inthronisierten« Floskeln wie »Globalisierung« und »Stellenverlagerung ins Ausland« vorgäben.
Die öffentliche Dialogveranstaltung zum Thema »Zukunft des Sozialstaates«, die am 27. April 19 Uhr in der Kulturwerkstatt in Paderborn beginnt, möchte nicht nur Kritik üben, sondern Alternativen aufzeigen. Hauptreferent ist der bekannte Sozialwissenschaftler Arno Klönne. Zu Gast sind auch Ludger Keite als Direktor der Kommende (Sozialinstitut des Erzbistums), Landessozialpfarrerin Sigrid Reihs und Superintendentin Anke Schröder sowie Vize-DGB-Bezirksvorsitzende Brigitte Rosse. Die Moderation liegt in den Händen von Norbert Zöller.
Ziel der ersten gemeinsamen Dialogveranstaltung von Kirchen und DGB in Paderborn ist ein soziales Bündnis, das in anderen Städten (zum Beispiel Bielefeld) bereits geschlossen wurde. In diesem sozialen Bündnis sind auch andere gesellschaftliche Gruppierungen willkommen. »Es darf nicht der Eindruck entstehen, als ob es keinen Widerstand mehr gebe«, erklärte Zöller.

Artikel vom 20.04.2005