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Schafwolle wird zu Socken

Loxtener Grundschüler erhalten Unterricht im Spinnen

Versmold-Loxten (hj). Das ländliche Brauchtum ist heutigen Kindern fast fremd, wirkt eher »angestaubt« denn erbaulich. Aus diesem Grund hatte Ingrid Rademacher, Lehrerin der Grundschule Loxten, drei Frauen des Museumsvereins Sandforth eingeladen.

Angeneta Schröder, Emmi Hüttmann und Hilde Dreesbeimdieke zeigten den etwa 40 Schülerinnen und Schülern der beiden dritten Klassen, wie man vor etwa 100 Jahren im ländlichen Raum arbeitete und lebte. Dazu gehörte auch das Spinnen.
Während Ingrid Rademacher zunächst in plattdeutscher Sprache demonstrierte, wie früher in den Schulen gesprochen wurde, zeigten die drei Frauen des Museumsvereins, wie gesponnen wurde. Verarbeitet wird die Wolle von Schafen. Gerne nehmen die Frauen das Vlies der Milchschafe oder auch Schwarzkopfschafe. Die Wolle der in der Lüneburger Heide häufig vorkommenden Heidschnucken eignet sich nicht besonders.
Die Schafe werden einmal im Jahr gegen Ende Mai geschoren. Der Ausdruck »Schafskälte« ist auch den Kindern bekannt. Die Schafskälte kommt um den 10. Juni und nennt sich deshalb so, weil die geschorenen Schafe bei den häufig dann noch niedrigen Temperaturen, vor allem in den Nachtstunden, frieren.
Die Frauen erzählten den Grundschülern, wie die Wolle zunächst vom gröbsten Schmutz gereinigt wird. Anschließend wird sie in luftdurchlässigen Säcken an einem trockenen Ort aufbewahrt. Wenn dann im Herbst die Spinnsaison beginnt, wird bei Bedarf die Wolle aufgelockert und zum Spinnen vorbereitet.
Das von den Frauen verarbeitete Garn ist nicht immer nur weiß. »Wir haben auch graues, dunkelbraunes oder gespinkeltes Garn verarbeitet«, erzählt Emmi Hüttmann. Daraus werden Produkte wie Schlappen, Hausschuhe, Socken, Handschuhe, Schals, Mützen, Pullover oder Westen gefertigt. »Wenn man bedenkt, wie viel Zeit und Mühe man für das Herstellen von Socken benötigt, kann man verstehen, dass sich ein Verkauf in einem Geschäft aus preislichen Gründen überhaupt nicht rentiert«, erzählt Emmi Hüttmann den interessierten Kindern, die auch einmal selber hinter dem Spinnrad sitzen, den Faden führen durften - und feststellten, dass Spinnen gar nicht so einfach ist, wie es aussieht.

Artikel vom 19.04.2005