25.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Ich habe keine Angst«

1:1 in Düsseldorf: NACHGEFRAGT bei SCP-Trainer Pavel Dotchev

Düsseldorf (WV). Wieviel ist der Punktgewinn bei der Düsseldorfer Fortuna tatsächlich wert? Am Freitagabend wurde das 1:1 (0:0)-Unentschieden des Fußball-Regionalligisten SC Paderborn 07 im Umfeld des Klubs noch sehr kritisch betrachtet. Doch die Konkurrenz schwächelte am Samstag auch und die Elf von Trainer Pavel Dotchev behauptete damit Platz eins. Mit dem Trainer des Tabellenführers sprach WV-Redakteur Matthias Reichstein.

Herr Dotchev, Eintracht Braunschweig und der VfL Osnabrück haben auch nicht gewonnen. War das 1:1 in Düsseldorf nun im Rückblick vielleicht doch ein Punktgewinn?Dotchev: Ich bleibe dabei: Nur wenn wir am Samstag im Löns-Stadion den VfB Lübeck schlagen, war das Unentschieden ein Punktgewinn für uns. Dass unsere Verfolger Eintracht Braunschweig und der VfL Osnabrück am Samstag nicht aufholen konnten und auch keine Dreier gemacht haben, war sicher keine schlechte Sache. Aber wichtig ist letztendlich doch nur, dass wir unsere Spiele gewinnen und am Ende in die zweite Liga aufsteigen.

Präsident Wilfried Finke war das Paderborner Spiel in Düsseldorf zu ängstlich.Dotchev: Mit Alexander Löbe und Benjamin Schüßler standen zwei Spitzen auf dem Platz. Leider hat Benny nicht konsequent genug nach vorne gespielt, hätte aber in der letzten Minute dennoch das Siegtor machen müssen. Statt den Ball mit der Pike zu spielen, muss er in so einer Situation mal alles riskieren und mit dem Kopf da hingehen. Dann geht das Ding rein, wir gewinnen 2:1 und führen diese Diskussion erst gar nicht.

Eine Spitze oder doch zwei Stürmer - die Diskussion wird ja schon seit Wochen geführt. Nervt's langsam?Dotchev: Ich würde am liebsten auch mal über Wochen mit einem 4-4-2-System spielen, denn nur so kann sich eine Elf auf dem Platz auch stabilisieren. Doch die vielen Verletzungen und Sperren rauben mir immer wieder die personellen Alternativen. Statt mal fünf oder sechs Wochen mit dem gleichen System aufzulaufen und nur die Namen auszutauschen, muss ich mir immer wieder etwas anderes einfallen lassen. Am Freitagabend war's so, dass ich mich für den schnelleren Benjamin Schüßler und damit gegen Radovan Vujanovic entschieden habe. Außerdem hatte mich Radovan gegen Dortmunds Amateure nicht überzeugt. Georgi Donkov ist nach seiner langen Verletzung noch nicht wieder soweit und war deshalb auch keine Alternative.

Dennoch baute der SCP erst in den letzten 20 Minuten den nötigen Druck auf.Dotchev: Richtig, mir war das in der ersten Stunde auch zu wenig. Aber dann kamen wir immer besser in die Partie, spielten nur auf ein Tor und hatten noch zwei Riesenchancen.

Der Vorwurf »zu ängstlich zu spielen« steht dennoch.Dotchev: Ein Trainer, der ängstlich ist, nimmt nicht 20 Minuten vor Schluss, bei einem Spielstand von 1:1, mit Alessandro Da Silva einen defensiven Mittelfeldspieler raus und bringt mit Daniel Cartus noch einen offensiven. Außerdem garantieren auch drei Spitzen keine Tore. So habe ich zu Saisonbeginn in Uerdingen spielen lassen, nach 90 Minuten sind wir mit einem 0:0 nach Hause gefahren. Ich möchte nicht erleben, was im Stadion los ist, wenn wir mit drei Spitzen auflaufen und 0:3 verlieren würden. Da käme bestimmt niemand, um mir auf die Schulter zu klopfen und sich für den Mut zu bedanken.

Von der Offensive zur Defensive, wer ersetzt am Samstag des gesperrten Alessandro Da Silva?Dotchev: Erste Kandidaten für den freien Platz im Mittelfeld sind Daniel Cartus und Sebastian Schachten. Aber ich werde zunächst das Training in dieser Woche abwarten. Denn so, wie man in den Tagen vor einer Partie trainiert, so spielt man auch. Sechs Spieltage vor Schluss gehen wir in die Endphase der Meisterschaft, da kann und werde ich auf Namen keine Rücksicht mehr nehmen. Positiv sehe ich die Entwicklungen bei Guido Spork und Miodrag Latinovic. Beide haben jetzt noch einmal eine ganze Woche Zeit, sich zu erholen und werden am Samstag viel besser Fußball spielen.

Ein Lichtblick aus Paderborner Sicht war in Düsseldorf Stephan Maaß. Er gehörte zu den besten Paderbornern auf dem Rasen.Dotchev: Ich bin froh, dass ich mit Stephan wieder einen Linksfuß im Spiel habe. Stephan hat jetzt den Kopf frei, das spürt man bei ihm ganz deutlich. Er spielt gut und wird auch am Samstag gegen den VfB Lübeck von Beginn an dabei sein.

Artikel vom 25.04.2005