20.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ticket für den Europa-Pokal gelöst

Tischtennis-Bundesligist TuS Bad Driburg denkt über internationale Premiere nach

Von Sylvia Rasche
Bad Driburg (WB). »An einem guten Tag können wir alle Mannschaften in Bedrängnis bringen«, sagt Franz-Josef Lingens selbstbewusst. Die gerade abgelaufene Saison in der Tischtennis-Bundesliga gibt dem Manager des TuS Bad Driburg Recht. Mit Platz fünf übertrafen die Badestädter ihr selbst gestecktes Saisonziel. Außerdem hat sich der TuS Bad Driburg für den Europa-Pokal qualifiziert.

Schon mehrfach hatten die Badestädter in der Vergangenheit sportlich das Ticket für den so genannten ETTU-Cup gelöst. Bislang scheiterte das Unternehmen regelmäßig aus finanziellen Gründen. Jetzt überlegen die Verantwortlichen in Bad Driburg, einen neuen Weg einzuschlagen. Immerhin wären sie der erste Verein des Kreises Höxter, der an einem Europapokal-Wettbewerb teilnimmt. Das könnte die Firmen in der Region überzeugen, sich für den TuS Bad Driburg zu engagieren. »Es wird immer schwerer, die Gelder für die neue Saison aufzutreiben. Vielleicht gibt der ETTU-Cup einen neuen Anreiz«, so Lingens. Ein finanzielles Risiko sieht der Driburger Manager bei Lospech mit weiten Auswärtsreisen, zum Beispiel nach Portugal oder Russland. »Wir überlegen derzeit, ob wir die Premiere wagen. Die Chancen stehen 60:40.«
Dass die Driburger sportlich das Zeug haben, auf europäischer Bühne mitzumischen, steht außer Frage. In der Bundesliga, der stärksten Liga der Welt, haben sie unter anderem Tabellenführer Kroppach geschlagen und den Play-Off-Teilnehmer Busenbach an den Rand einer Niederlage geführt. Überhaupt überzeugte das Team im Saisonverlauf immer mehr. »Die Mannschaft hat sich über die Monate hinweg immer weiter gefestigt. Das gemeinsame Training hat sich ausgezahlt«, nennt Manager Franz-Josef Lingens einen Grund für den Erfolg und lobt dabei die erfolgreiche Arbeit von Chef-Coach Cristian Tamas, der den Verein allerdings aus finanziellen Gründen zum Saisonende verlassen muss. »Wir konnten in Ruhe arbeiten. Das hat uns stark gemacht«, stellt Tamas das positive Klima in Bad Driburg heraus. Zwischendurch, räumt der ansonsten in seinen Prognosen zurückhaltende Teamchef ein, habe er sogar auf eine Play-Off-Teilnahme spekuliert. »Da habe ich vielleicht ein bisschen geträumt. Aber nach dem Sieg in Kroppach war ich überzeugt, dass wir diese Chance hatten.«
Vor allem die Leistungen von Bundesliga-Debütantin Natalia Cigankova überraschten. Vor der Saison in letzter Minute verpflichtet, übertraf sie alle Erwartungen. »Sie hat sensationell gespielt und ist an ihren Aufgaben gewachsen. Ich hätte nie gedacht, dass sie zum Beispiel die deutsche Nationalspielerin Laura Stumper oder auch Jessica Göbel schlagen könnte«, berichtet Lingens. »Sie hat sich im Saisonverlauf zu einer echten Angstgegnerin der Konkurrenz entwickelt«, weiß Cristian Tamas. Auch Elena Waggermayer hat sich im unteren Paarkreuz gut aus der Affäre gezogen und spielte trotz einer Durststrecke zu Beginn der Rückrunde eine positive Bilanz. An den Spitzenbrettern fand Driburgs Nummer eins, Xu Jie, nach durchwachsener Hinrunde in der zweiten Halbserie zu alter Stärke zurück. »Sie kann in jedem Spiel zwei Punkte machen. Daher waren wir so gefährlich und letztlich auch erfolgreich«, ist Cristian Tamas überzeugt. Zuletzt schlug Xu, die in der Weltrangliste nicht geführt wird, Spielerinnen wie Kristzina Toth (Nummer 22 der Weltrangliste) oder Elke Wosik (Nummer 39). Svetlana Ganina schließlich hat sich in ihren Driburger Jahren zu einer echten Identifikationsfigur entwickelt, ist enorm trainingsfleißig, hat als Nummer zwei wichtige Zähler eingefahren und auch international mit ihrer Qualifikation für das Pro-Tour-Grand-Final im Dezember in Peking für Aufsehen gesorgt.

Artikel vom 20.04.2005