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Flughafen blockiert Stadtentwicklung

Weil bis zum Jahr 2020 vielleicht noch geflogen werden könnte, darf dort niemand bauen

Gütersloh (rec). Auf dem Gütersloher Flughafen starten und landen schon lange keine Flugzeuge mehr. Dennoch blockiert er die Flächenplanung der Stadt bis zum Jahr 2020. Rund um das Areal dürfen bis dahin keine neuen Wohn- oder Gewerbegebiete entstehen.

In der von Bauamtsleiter Josef E. Löhr und Stadtplaner Michael Zirbel vorgelegten Flächenplanung wirkt der stillgelegte Flughafen wie eine Tabuzone - so wie die Autobahn im Südosten der Stadt, der Stadtpark im Zentrum oder das Areal der Westfälischen Klinik, über dessen Verwendung nur das Land entscheiden darf. Auf das einst an der Marienfelder Straße vorgesehene Gewerbegebiet verzichten die Planer in ihrem Entwurf - weil der Flughafen »möglicherweise in 15 Jahren vielleicht noch einmal genutzt werden könnte«, so der von Michael Zirbel zitierte Einwand der Bezirksregierung in Detmold.
Der virtuelle Flughafen stoppt aber auch die Wohnbebauung. Unterhalb der vielleicht einmal möglichen Einflugschneise und rechts und links davon sind keine neuen Häuser erlaubt, schon aus Lärmschutzgründen. Wenn die Bevölkerung bis zum Jahre 2020 auf 99 000 Einwohner steigen sollte, wird Gütersloh 4600 neue Wohneinheiten benötigen. Die sollen laut Planentwurf vor allem im Westen, zwischen der Marienfelder und Herzebrocker Straße entstehen. Dort sind 70 Hektar neue Wohnbaufläche vorgesehen. Weitere 30 Hektar sind im Norden (25 Prozent) und Süden (elf Prozent) der Stadt geplant. »Erklärtes Ziel dabei ist, vorhandene Siedlungsschwerpunkte zu stärken und Splittersiedlungen zu verhindern. Die verschiedenen Ortsteile sollen kleine Zentren bekommen«, erläutert Michael Zirbel.
Mühevoll war die Suche nach geeigneten Gewerbeflächen. Trotz des Protestes aus Spexard halten Löhr und Zirbel an den Gewerbegebieten am Hüttenbrink (32 Hektar) und am Lupinenweg (8,5 Hektar) fest. Ein neues, 27 Hektar großes Areal haben sie an der »Trendelheide« gefunden - dabei handelt es sich um private Flächen zwischen Bahntrasse, Schlangenbach und dem Gewerbepark an der Hülsbrockstraße. Ob die Eigentümer dort überhaupt verkaufen wollen, ist offen. Sie können ihre Anregungen und Kritik in verschiedenen Bürgerversammlungen demnächst und nach den Sommerferien zu Gehör bringen. »Der Plan ist offen, nichts ist entschieden. Gut 50 schriftliche Eingaben zum neuen Plan sind bereits eingetroffen. Sie fließen in das Anhörungsverfahren ein«, versichert Zirbel.
Brisanz steckt nicht nur in den Gewerbegebieten:
l Um die Stadterweiterung im Westen zu ermöglichen, ist eine »Querspange« zwischen der Marienfelder und Herzebrocker Straße geplant. Gegen die meldeten bereits Bürger aus Pavenstädt Bedenken an. Sie fürchten die Zerstörung von Natur.
l Erstmals weist die Stadt im neuen Plan Vorrangflächen für Windenergie-Anlagen aus. Damit können die nicht mehr einfach irgendwo im Stadtgebiet aufgestellt werden. Diese Flächen liegen östlich der Paderborner Straße (»Totes Viertel«), an den Sandgruben in Ebbesloh/Niehorst und an der Grenze zu Rheda-Wiedenbrück, südlich des Kiebitzhofes.
l Der neue Plan nimmt auch alte Probleme in Angriff. Die Sportplätze am Dürerweg können nach Ansicht der Planer an die Avenwedder Straße, auf ein Areal westlich des Forellenweges, verlegt werden. Am Dürerweg hatten sich zuletzt immer wieder Anlieger über zuviel Lärm beklagt.

Artikel vom 19.04.2005