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Pfusch am Bau: Rentner im Streit mit Firma

Jahrelanges Gerichtsverfahren - 12 600 Euro Schaden

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Seit fast 50 Jahren ist es sein Zuhause. 1956 zog Heinz Kinner mit seiner Familie an der Fliederstraße ein. Doch wenn der 81-Jährige sein Haus heute betrachtet, dann ist das mit Ärger und Sorge verbunden. Denn seit einer umfangreichen Fassadensanierung vor sechs Jahren liegt der Steinhagener mit der zuständigen Baufirma im Streit, der sogar schon das Amtsgericht Paderborn beschäftigt hat.

Indes: Nun bahnt sich vielleicht doch noch eine Lösung an. Das sogenannte Beweissicherungsverfahren vor Gericht ist abgeschlossen. Nächste Woche will die Baufirma an der Fliederstraße anrücken, um die - gutachterlich - festgestellten Mängel zu beheben. Auf 12 600 Euro, fast die Hälfte der Bausumme, war von Expertenseite die Beseitigung der Schäden beziffert worden. »Wir warten nur noch auf eine Terminbestätigung durch Herrn Kinner. Dann können wir sofort anfangen. Wir wollen das vernünftig aus der Welt schaffen«, sagte der Geschäftsführer des Paderborner Unternehmens dem WESTFALEN-BLATT.
Doch von vorn. Heinz Kinner wirft der Firma vor, die Verblendung der ursprünglichen Putzfassade seines Hauses mit einem Klinker-Dämm-System verpfuscht zu haben. Das System, für das der Rentner sich entschieden hatte, ist eine Kombination von Klinkeroptik (rund anderthalb Zentimeter dick) auf fünf Zentimeter starkem Dämmstoff. Das Ganze ist auf 1,40 mal 1,70 Meter große Platten zugeschnitten, die auf der Hauswand angeklebt und angeschraubt werden. So auch bei Heinz Kinner 1999. 60 000 Mark hatte ihn die Maßnahme gekostet.
Doch ein Jahr später traten erste Mängel auf. »Die Fugen bröckelten und fielen heraus, die Deckplatten waren nicht gerade eingeklebt, denn der Klinker saß nicht fest auf der Trägerplatte, so dass sich Wasser sammelte. Die Schrauben drückten die Platte gar nicht fest genug an die Wand. An den Steinen gab es Abplatzungen«, zählt der 81-Jährige, der selbst Handwerker, nämlich Sattler und Polsterer, war, auf. Doch die Baufirma wollte von diesen Mängeln zunächst nichts wissen: »Die nahmen sich nichts an«, ist Heinz Kinner empört - und schaltete einen Rechtsanwalt ein.
Dass in der Tat Mängel vorlagen, das wurde dann auch durch einen Sachverständigen bestätigt. Auch wenn am Ende drei Jahre ins Land gingen und drei Gutachten nötig waren, bis dann wirklich alle Schäden schwarz auf weiß dargelegt waren. Die Liste ist lang, reicht von rein optischen Eck- und Kantenabplatzungen über offene Stoßfugen in der Nordost-Ecke des Hauses bis hin zu nicht ordnungsgemäßen Verschraubungen. Fazit ist: Die gesamte Verfugung muss herausgenommen werden, neuer Montageschaum und eine neue Verschraubung ins »Innenleben« der Fassade eingefügt werden, bevor die Fugen wieder geschlossen werden, fasst Heinz Kinners Steinhagener Rechtsanwalt Siegmund Strochlitz die nun anstehende Maßnahme zusammen. »Das System ist in Ordnung. Wir beheben das, was im Gutachten als Mangel genannt wird«, so der Chef der Baufirma.
Einen Sanierungsversuch hatte es bereits 2000 gegeben. Aber der hatte, so Heinz Kinner, alles nur noch schlimmer gemacht und ihm jegliches Vertrauen in seine Baufirma geraubt: »Die gesamte Südseite war abgenommen und neu angebracht worden. Aber danach passten die Platten gar nicht mehr zusammen«, spricht er sogar von neuen Schäden wie einen abgeplatzten Fenstersturz.
Und so ist Heinz Kinner mit dem Ausgang des Beweissicherungsverfahrens auch eigentlich nicht zufrieden. »Ich wollte ein anderes Unternehmen mit der Mängelbeseitigung beauftragen, für die meine alte Baufirma die Kosten übernehmen sollte«, nennt der Rentner seine Vorstellungen. Aber eine solche Drittfirma fand sich nicht bereit, den Auftrag anzunehmen . . . So ist nun die Paderborner Baufirma wieder am Zuge.

Artikel vom 19.04.2005