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Der mit dem Hammer schlägt

Auktionator Detlef Jentsch feiert heute sein 25-jähriges Jubiläum

Von Elke Westerwalbesloh (Text)
und Wolfgang Wotke (Foto)
Gütersloh (WB). Bei ihm kommt alles unter den Hammer, was nicht »niet- und nagelfest« ist. Der Gütersloher Auktionator Detlef Jentsch feiert heute sein 25-jähriges Berufsjubiläum und kann sich über mangelnde Aufträge nicht beschweren. »Es boomt. Besonders in Zeiten der vielen Privat- und Firmeninsolvenzen kann ich einiges an den Mann bringen«, sagt er.

In den 25 Jahren hat sich Detlef Jentsch in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus einen guten Namen gemacht. »Viele Leute kommen auf Empfehlung zu mir. Werben muss ich für mein Unternehmen nicht mehr«, berichtet der 63-Jährige. Der studierte Betriebswirt legte 1980 vor der IHK die Prüfung zum öffentlich bestellten und vereidigten Versteigerer ab.
Sein erstes Ladenlokal mietete der »Mann mit der schnellen Zunge« an der Hohenzollernstraße in Gütersloh an. »Gegenüber von der früheren Freiherr-vom-Stein-Schule habe ich sieben Jahre lang meine ersten Geschäfte getätigt«, blickt Jentsch zurück. Danach kam der Umzug in die Kahlertstraße. »Diese Räumlichkleiten waren wesentlich größer, und ich konnte einige Schränke mehr aufstellen«, berichtet der 63-Jährige und ergänzt, dass er natürlich nicht nur auf Versteigerungen seine Ware unter den Hammer bringe, sondern auch wochentags Mobiliar und alte Schmuckstücke an Kunden verkaufe. An der Kahlertstraße sei es mit dem Riesenschaufenster noch besser für die Kunden gewesen. Jentsch: »Es war zwar mit einem Gitter gesichert, aber die Kunden hatten trotzdem einen tollen Einblick.« Eine Kundin sei sogar oft mit ihrem quietschgrünen Auto direkt bis vor die Scheibe gefahren und hat die Wertsachen gleich einladen können.
Menschen lernt er in seinem Job unzählige kennen. Und er hört auch Geschichten, die das Leben schreibt. »Bei Angelegenheiten, die unter das Vermietpfandrecht fallen, gehen mir die tragischen Schicksale ganz schön unter die Haut«, sagt er mit ernster Stimme und nachdenklichem Stirnrunzeln. An solchen Tagen ziehe er immer seinen dunkelblauen Anzug an: »Mann muss auch Menschen, die privat schwer betroffen sind, mit Respekt gegenüber treten.«
Seit einigen Jahren betreibt er nun seine Auktionen und den Antiquitätenverkauf an der Verler Straße. Dort ist es für die Kunden mit den Parkmöglichkeiten nicht so optimal, aber das tut seinem Geschäft scheinbar keinen Abbruch. »Ich bezeichne mich natürlich nicht als reich«, fasst er seine Jahre als Auktionator zusammen. »Reich klingt so negativ«, scherzt er. Reich an Erfahrung sei er vielleicht. Das könne man behaupten. Seine größte Auktion hatte Jentsch in Bielefeld. »Das Inventar von 27 Häusern habe ich unter die Leute gebracht«, berichtet er. Das war 1989. Die Häuser standen in Brake auf einer Giftmülldeponie und sollten abgerissen werden. Bei der bisher größten Auktion Deutschlands steigerten 5000 Leute mit. Ein noch größeres Publikum dürfte Detlef Jentsch von der kommenden Woche an haben. Im 14-tägigen Rhythmus wird er jeweils montags um 17.15 Uhr in der WDR-Sendung »daheim und unterwegs« geerbte oder erworbene Schätze für die Zuschauer bewerten und begutachten.

Artikel vom 16.04.2005