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250 Jahre mit Farbe und Pinsel im Einsatz

Malerbetrieb Kleine feiert besonderes Jubiläum - großer Empfang Sonntag im Altstadthotel

Von Melanie Suhr
Versmold (WB). Viele alte Kirchenbücher musste Erwin Kleine wälzen, um die Ahnentafel seiner Familie zusammenzustellen. Und wenn man der glauben schenkt, feiert der Malerbetrieb in diesem Jahr sein 250. Jubiläum. Denn am 17. April 1755 wurde der erste Eintrag über die Urahnen gemacht, als der Hauswirt und Glaser Johann Hermann Seelhorst verheiratet wurde.

Laut einer kirchlichen Vorschrift muss seit 1733 bei einer Eheschließung auch der Beruf des Mannes in das Kirchenbuch eingetragen werden. Johann Hermann Seelhorst war der erste, an dessen Berufsstand Erwin Kleine erkennen konnte, dass der heutige Malermeisterbetrieb bereits bestand. »Natürlich könnte die frühere Glaserei auch noch eher gegründet worden sein«, vermutet Kleine. Doch die Familie einigte sich, das erste nachweisbare Datum als Gründungstag zu wählen.
Seit dem ersten Tag ist der Versmolder Betrieb fest in Familienhand. Hieß die Gründerfamilie damals noch Seelhorst, heiratete in vierter Generation der Geselle Heinrich Theodor Kleine in den Betrieb ein und führte die Malerfirma alsbald unter seinem Namen weiter. »Das war mein Großvater«, sagt Erwin Kleine. Keine Frage, dass jeweils die ältesten Söhne den Betrieb übernahmen, wenn es Zeit war. »Das war damals einfach so üblich«, erinnert sich Senior-Chef Erwin Kleine, der eigentlich Förster werden sollte. Weil sein älterer Bruder im Krieg gefallen war, landete er später doch im Familienbetrieb. »Das hatte ich mir immer gewünscht«, schwärmt Erwin Kleine noch immer von seinem Beruf. Denn obwohl sein Sohn Hans-Peter bereits seit 25 Jahren die Geschäfte führt, kann er sich doch nicht ganz von der Arbeit trennen. »Es macht mir einfach Spaß«, lacht der 75-Jährige, der gerne »alte Tipps« an die Gesellen und Lehrlingen weitergibt.
Wenn Erwin Kleine vom Malen spricht, meint er damit nicht nur das Anstreichen einer Wand. Seine Leidenschaft gilt der Malerei - in allen Facetten. »Ich habe mich auf keinen Stil festgelegt, probiere alles gerne einmal aus«, sagt Kleine, der bereits drei Ausstellungen in der Stadtsparkasse ausrichtete. In seiner Lehrzeit besuchte er, wenn im Winter wenig Arbeit war, die Kunst- und Gewerbeschule in Bielefeld. »Später habe ich auch gerne außergewöhnliche Aufträge für die Kunden erledigt«, erzählt Erwin Kleine von Freskomalerei und Granitnachbildungen. Auch das 1963 neugestaltete Wappen des Schützenvereins stammt aus seiner Feder.
Während sein Sohn Hans-Peter seine Kreativität als Restaurator entdeckte, schlug das Händchen zur Malerei bei Enkeltochter Sarah wieder durch. »Sie besucht den musischen Zweig am Gymnasium und malt die schönsten Bilder«, ist Erwin Kleine stolz. Neben ihr hat er noch vier Enkelsöhne, von denen irgendwann einer, hofft auch Hans-Peter Kleine, den Betrieb weiterführen wird.
Von einem älteren Malerbetrieb haben die Kleines übrigens noch nichts gehört - Erwin Kleine startete vor einiger Zeit einen Aufruf in einer Malerzeitschrift. Fünf Mitarbeiter, davon zwei Lehrlinge, arbeiten derzeit in dem Versmolder Meisterbetrieb. Zusammen mit ihnen und 100 weiteren geladenen Gästen wird das Jubiläum am Sonntag, 17. April, groß im Altstadthotel gefeiert. Dann erhält Erwin Kleine auch seinen »Goldenen Meisterbrief«, denn der Senior-Chef trägt seinen Meistertitel bereits seit 50 Jahren.
Weil auch nach 250 Jahren der Fortschritt bei Kleine nicht Halt machen soll, wird es zu dem besonderen Anlass ein neues Logo geben. Auf edlem Gold und Rot prangen dann auf den Bullis und dem Briefkopf die Jahreszahlen des Traditionsunternehmens.

Artikel vom 16.04.2005