15.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Gefeierter Seeheld
als Herfords Heroe

Städtisches Museum leiht MARTa sechs Exponate

Ruth Matthes (Text)
und Oliver Schwabe (Fotos)
Herford (HK). Sauger, Schwamm und Pinsel sind ihre Hauptwerkzeuge. Mit ihrer Hilfe verschönerte Restauratorin Brigitte Hartmann gestern das Ölgemälde »Weddigens Heldentat«. Es wird vom 7. Mai an im MARTa zu sehen sein.

Das Bild ist eines von 45 Exponaten der städtischen Sammlung, die sich mit dem als Seeheld gefeierten Otto Weddigen beschäftigen (geb. 1882 in Herford). Hinzu kommen zahlreiche Postkarten, Fotos und Artikel. Sechs Stücke sind bei der MARTa-Ausstellung »(My private) Heroes« zu sehen.
»Wir haben mit Christoph Laue vom städtischen Museum überlegt, welchen Herforder Helden wir zeigen könnten, und haben uns wegen der Fülle der Exponate und der kontroversen Rezeption für Weddigen entschieden«, erklärt Kuratorin Veronique Souben.
Neben dem Gemälde von Paul Wallat werden eine Gedenkmedaille und eine Plakette mit dem Konterfei des »Seehelden« gezeigt. Neben seinem Namen zieren die Bezeichnungen der beiden U-Boote, mit denen er als Kapitän im Ersten Weltkrieg kämpfte, die Exponate: U9 und U29. Unter seinem Kommando versenkte die U9 am 22. September 1914 drei britische Panzerkreuzer. Das Gemälde, das der Marinemaler erstmalig 1916 auf der Großen Berliner Kunstausstellung präsentierte, zeigt diese Schlachtszene. Der Panzerkreuzer Aboukir ist bereits halb gesunken, der Kreuzer Hogue wird gerade getroffen. Ertrinkende versuchen sich in Rettungsboote zu flüchten oder werden von der Besatzung der noch nicht getroffenen Cressy mit Netzen an Bord geholt. »1460 Marinesoldaten ertranken damals, nur 837 wurden gerettet«, berichtet Sonja Langkafel, Kustodin der Städtischen Sammlung. »Wie Weddigen geehrt und in den beiden Weltkriegen instrumentalisiert wurde, ist im Ausstellungskatalog in einem Beitrag von Dr. René Schilling nachzulesen«, ergänzt sie.
Brigitte Hartmann hat das Ölgemälde, das lange im kleinen Sitzungszimmer des Rathauses hing, transport- und ausstellungsfähig gemacht. Es wurde neu gespannt, gereinigt, mit Schrauben und Rahmenfedern versehen und in seinen frisch mit Filz gepolsterten Rahmen gesetzt. Außerdem erhielt es einen Rückseitenschutz.
Auf der Reise zur Goebenstraße wird das Bild begleitet von einem Südwester (Kopfbedeckung) des U-Boot-Kapitäns, einem Kartengruß an den »Stammtisch Kaiserhof« (September 1914) und einer Kriegsausgabe der Wochenschrift »Zeit im Bild« vom 18. April 1915, deren Titelbild er ziert. Sie berichtet von seinem Untergang am 18. März 1915 mit der U29. Auch eine Sonderausgabe des HERFORDER KREISBLATTes vom 23. September 1914 ist in der »Helden«-Ausstellung zu sehen.

Artikel vom 15.04.2005