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Stadt spricht
mit Investor

Nahversorger für Gohfeld gesucht

Von Per Krüger (Text und Foto)
Löhne-Gohfeld (LZ). Vorgestern ein Gespräch mit einem interessierten Investor, gestern dann ein Gespräch mit einem Projektentwickler. Der Köder, den die Stadt ausgeworfen hat, um das ungelöste Nahversorgungsproblem in Gohfeld zu lösen, zuckte bereits einige Male, doch am Haken hängt noch immer kein Fisch. Prognosen, ob Planungsamtsleiter Wolfgang Helten bald einen Investor präsentieren kann, wagt er nicht: »Das wäre so seriös wie der Blick in die Kristallkugel.«

Das Nahversorgungsproblem stellt sich wie folgt dar: Im Stadtteil Gohfeld sind die Bereiche Wittel durch das Ratio-Warenhaus und Melbergen durch den WEZ-Markt mit Lebensmittel und Haushaltsartikeln verbrauchernah versorgt. Dem gegenüber existiert für den eigentlichen Ortskern bereits seit Jahren keine ausreichende Nahversorgung mehr. Betroffen sind hiervon vor allem auch die Altenheime und Altenwohnungen rund um die Kirche. Deren Bewohner verfügen überwiegend nicht mehr über einen eigenen Pkw, mit dem sie zu den vorhandenen SB-Märkten fahren können.
»In den vergangenen Monaten wurden immer wieder Anfragen von Investoren und Ladenketten zur Errichtung neuer Märkte - insbesondere Discounter - an die Stadt Löhne herangetragen, auch für mehrere Standorte in Gohfeld«, sagt Helten. Um im Sinne einer verbrauchernahen Versorgung vernünftige Entscheidungen treffen zu können, habe das Bauamt ein Gutachten zur Nahversorgungssituation im Stadtgebiet erarbeiten lassen. Wie mit den Ergebnissen und Empfehlungen des Gutachtens künftig umgegangen werden soll, darüber berät und entscheidet der Planungs- und Umweltausschuss in seiner Sitzung am 20. April.
Für den Stadtteil Gohfeld wird nach den Ergebnissen des Nahversorgungskonzeptes die gesamte Kaufkraft, welche von der ortsansässigen Bevölkerung für Artikel der Nahversorgung aufgewendet wird, durch die bereits vorhandenen Märkte abgeschöpft. »Das heißt, rein rechnerisch betrachtet und bezogen auf den gesamten Stadtteil, ist Gohfeld ausreichend versorgt. Jeder zusätzliche Laden schmälert die Einkünfte der bestehenden Nahversorger. Daher will die Standortfrage für weitere Märkte wohl überlegt sein«, warnt Wolfgang Helten vor unüberlegten Handlungen. »Würde zum Beispiel ein weiterer Verbrauchermarkt im bereits heute relativ gut versorgten Bereich entlang der Koblenzer Straße errichtet, bedeutet dies mit Sicherheit, dass für den unterversorgten Ortskern die Chance gegen Null geht, auch hier noch einen zusätzlichen Nahversorger anzusiedeln.«
Verbrauchermärkte oder Discounter sollten laut Stadtverwaltung als Frequenzbringer für andere Läden und Versorgungseinrichtungen dienen. Nach Möglichkeit sind sie daher innerhalb der bestehenden Versorgungszentren anzusiedeln. Aus diesem Grund favorisiert das Planungsamt die Ansiedlung eines Nahversorgers an der Weihestraße zwischen den beiden Bahnunterführungen. »Problematisch ist es allerdings, in diesem Bereich ein geeignetes Grundstück zu finden. Bei den heutzutage für den wirtschaftlichen Betrieb eines SB-Marktes geforderten Verkaufs- und Parkplatzflächen müsste schon das eine oder andere bestehende Gebäude beseitigt werden. Dies treibt natürlich die Kosten in die Höhe.«
Trotzdem stehe die Stadt für mehrere in Betracht kommende Grundstücksflächen an der Weihestraße mit interessierten Projektentwicklern und Investoren in konkreten Verhandlungen. »Erst wenn abschließend erkennbar ist, dass diese Flächen absolut nicht zu vermarkten sind, können auch noch Flächen unmittelbar nördlich der Bahn als Nahversorgungsstandort in Betracht gezogen werden«, sagt Helten. So weit sei man vor zwei Jahren schon einmal gewesen. »Der Vertrag mit Edeka war bereits unterschriftsreif. Er scheiterte jedoch an der Maßlosigkeit der Grundstückseigentümer«, ärgert sich der Planungsamtsleiter.

Artikel vom 15.04.2005