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Kampf gegen Nazi-Symbole

Drei Monate warteten Schüler bis zur Beseitigung der Schmiererei

Gütersloh (mdel). Hakenkreuze und Hass-Parolen gegen Ausländer ausgerechnet an der Schule, die den Namen von Anne Frank trägt: Johannes Kriele und Kalle Grüneberg aus der Klasse 9a der Gesamtschule wollten sich damit nicht abfinden. Sie wollten die Schmiererei an der Sporthalle selbst mit einem Eimer Farbe beseitigen - und stießen auf rechtliche Probleme.

Ihren Unmut haben die beiden 15-jährigen Schüler jetzt in einem »Offenen Brief« an die Stadtverwaltung und die Lehrer der Anne-Frank-Schule geäußert. Bereits im Januar hatten sie die Schulleitung informiert, dass Unbekannte Hakenkreuze und die - falsch geschriebene - Parole »Auslender raus« an die Sporthalle gesprüht hatten. »Da wir mit der Unterstützung unserer Lehrer rechneten, waren wir uns sicher, dass die Hakenkreuze keinen Tag länger an unserer Schule verbleiben würden«, hofften Johannes Kriele und Kalle Grüneberg. Gemeinsam mit Lehrern wurde die Schmiererei in Augenschein genommen, und die Neuntklässler erklärten sich bereit, das Nazi-Graffiti zu beseitigen. Weil der Hausmeister dafür keine Farbe gehabt habe, habe die Schulleitung die notwendige Menge sofort bei der Stadt bestellen wollen. Eine entsprechende Anfrage ging heraus, doch es tat sich nichts. Später wurden die beiden engagierten Jungs gewarnt. Wie der stellvertretende Schulleiter Michael Möhlen gestern auf WB-Anfrage erklärte, hätten die beiden 15-Jährigen für das Überstreichen der Wand belangt werden können. Sie hätten eine Anzeige wegen Sachbeschädigung riskiert.
»Dummerweise haben wir die zuständigen Stellen um Erlaubnis gebeten und wurden abgewiesen. Das eigentlich Erforderliche wollten wir nicht heimlich tun«, äußern sich die beiden Neunt-klässler enttäuscht. Warten mussten sie bis zu dieser Woche. Erst jetzt machte sich ein von der Stadt beauftragtes Unternehmen an die Arbeit, um das Nazi-Graffiti zu beseitigen.
Der Stadt scheint der Vorgang unangenehm zu sein. In einer Stellungnahme erklärt Sprecherin Susanne Zimmermann, dass die Stadt Graffiti mit ehrverletzendem Inhalt, dazu gehörten rechtsradikale Darstellungen und Parolen, grundsätzlich umgehend beseitigen lasse. In dem vorliegenden Fall habe es offenbar Abstimmungsprobleme zwischen Schule und städtischen Fachbereichen gegeben. »Für zukünftige Fälle wurde der Schule Material zur Verfügung gestellt, um eventuell künftige Schmierereien gemeinsam mit den Schülern selber zu beseitigen und hierdurch Verzögerungen zu vermeiden«, so Zimmermann. Ein kleiner Erfolg für Kalle Grüneberg und Johannes Kriele, die sich gegen die Gleichgültigkeit wehren wollen, dass Nazi-Symbole in der Öffentlichkeit einfach hingenommen werden. So haben sie weitere Hakenkreuze bereits im August am Postdamm entdeckt. »Es muss etwas geschehen«, sind sich die Schüler einig.

Artikel vom 14.04.2005