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»Plattdütsk küern« als Passion

Plattdeutscher Krink im Heimatverein Wiedenbrück-Reckenberg feiert 20. Geburtstag

Rheda-Wiedenbrück (de). Der Plattdeutsche Krink im Heimatverein Wiedenbrück feiert am Samstag, 16. April, seinen 20. Geburtstag. Der erste Dank gilt Gott. Um 10.30 Uhr feiern die Heimatfreunde mit ihren Gästen in der Marienkirche der Franziskaner eine Festmesse.

Ab 12 Uhr schließt sich in der Gaststätte Jägerheim ein Festakt an. Darin wird sich die Sprecherin, Katharina Korsetzke, bei den Gründern der Gemeinschaft für deren Initiative und allen Freunden der Plattdeutschen Sprache für ihre Treue bedanken. Danach wird in gemütlicher Runde der vergangenen zwei Jahrzehnte gedacht und natürlich »Plattdütsk geküert«.
Anlässlich des Geburtstages hat ein kleines Redaktionsteam unter der Leitung von Norbert Portmann eine reiche, zumeist farbig bebilderte und sehr informative Festschrift zusammengestellt. Sie stellt kurzweilig die Geschichte des Krink dar, dokumentiert gleichzeitig ein Stück Wiedenbrücker Stadtgeschichte, sowie die Verwurzelung des Krinks in der Bürgerschaft. Das ganze Ausmass des Wirkens der Plattdeutschen macht ein Blick auf die Statistik deutlich. In den vergangenen zwei Jahrzehnten war an 121 Abenden Krinktreffen. Hinzu kommen sieben Messen in verschiedenen Kirchen und ein oekunenischer Gottesdienst. Eingeladen wurde zu acht Andachten in Platt und 17 Abschlussfahrten. Drei Mal besuchte der Krink das Theater in Münster und machte 17 Besuche bei Vereinen, die auch die Sprache der Altvorderen pflegen.
Die Gründung des Krink 1985 war der Versuch des Heimatvereins, mitzuhelfen, die Plattdeutsche Sprache vor dem Vergessen zu bewahren. Bis in die 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein wurde in fast allen Wiedenbrücker Familien neben Hochdeutsch auch Platt gesprochen. Auf den Höfen im Amt Reckenberg war das Plattdeutsche ohnehin interne Umgangssprache. Nach dem Kriegsende 1945 bestand die Gefahr, dass durch die gewaltigen sozialen Umbrüche und völkerwanderungsähnlicher Erscheinungen die Sprache der Altvorderen von Generation zu Generation mehr und mehr an Lebendigkeit verlieren würde. Das Bemühen, das Wiedenbrücker Platt in gemeinsam zu retten, gelang. Die Initiatoren widerstanden der Versuchung, das Plattdeutsche ausschließlich als gutes Medium für leichte Unterhaltung, für deftigen westfälischen Humor und Dönekes zu nutzen. Dieser Teil voller Lebensfreude kam zwar nie zu kurz; aber das Progamm hatte immer auch Raum für plattdeutsche Dichtung ernster Art und Besinnlichkeit. Es befasste sich mit der Bedeutung von Wörtern und Redewendungen, der Sichtung plattdeutscher Literatur und widmete sich dem Kennenlernen von Platt in anderen Regionen. Auch der jährliche plattdeutsche Gottesdienst gehört in dieses Bild heimatlicher, auf das Christentum fußende Kulturarbeit.
Die gute Mischung war es, die den Krink zusammenhielt und ihm immer wieder »Nachwuchs« sicherte. Der Krink ist zu einer schönen, harmonischen Gemeinschaft, unverbrüchlich eingefügt in den Heimatverein, zusammengewachsen.

Artikel vom 14.04.2005