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Selbst das Rad zum Stillstand bringen

Pfarrer Werner Milstein schrieb ein Buch über Dietrich BonhoefferÊ- Lesung am Montag

Von Elke Bösch (Text und Foto)
Rahden / Altgemeinde Espelkamp (WB). »Einen Platz in der Welt haben«, hat Werner Milstein Veranstaltungen zum 60. Todestag Dietrich Bonhoeffers genannt. Zum Abschluss stellt er vor, was der Reihe den Titel gab.

Denn »Einen Platz in der Welt haben« heißt das Buch, das Milstein über Bonhoeffer schrieb. Bonhoeffer entdecken sollen die Leser in diesem beeindruckenden Werk. Das er, so Milstein, verfasst habe mit dem Gedanken, der Jugend Bonhoeffer, den Widerstand, den Konflikt, den Mut dieses Mannes näher zu bringen.
Doch nicht nur junge Menschen werden mit Spannung Bonhoeffer auf seinem Weg durch das Leben begleiten, das 1906 in einer bürgerlichen Familie behütet begann und am Galgen im KZ Flossenbürg endete. Denn dort wurde er von den Nazis am 9. April 1945 erhängt. Milstein zeichnet die Stationen im Lebens dieses Mannes auf, der zum Widerstandskämpfer wurde im tiefen Glauben, das er sich das selbst, seiner Überzeugung und den Menschen schuldig sein. Auf der Suche nach Vorbildern springt der Name Bonhoeffer ins Auge. Denn sein Mut, seine Zivilcourage sind denkwürdig.
Es soll an dieser Stelle nicht der Lebensweg aufgezeigt, sondern die Gedanken, die Gefühle, der Zwiespalt eines Menschen nachvollzogen werden, der eine Rosenallee hätte beschreiten können, jedoch den mit Dornen gestreuten Pfad wählte. Allein seine Rückkehr 1939 aus dem sicheren Amerika in die Welt des Terrors zeugt von der Stärke des Charakters. Bonhoeffers Erkenntnis, »dass man dem Rad in die Speichel fallen muss, wenn es Unschuldige unter sich begräbt, dass nicht allein beten hilft, sondern man selbst das Rad zum Stillstand bringen muss«, spiegelt die Basis wieder, aus der Bonhoeffer seine Kraft schöpft, als Theologe Widerstand zu leisten. Ja sogar die Erkenntnis, dass trotz des Gebotes »Du sollst nicht Töten« er, der Christ, zum Attentat auf Hitler bereit gewesen wäre . . . Seine Gedanken, die darum kreisen, diesen Konflikt zu lösen. Milstein gelingt es, mit klaren Worten, mit Gespür für die Situation Bonhoeffers und für dessen Zweifel. Dem Leser entgeht nicht, dass der Autor sich auseinandergesetzt hat mit Thema und Person.
Bonhoeffer selbst hätte dieses Buch gern gelesen. Er kann es nicht mehr, weil ihn ein Terrorregime ermordete. Aber die Lebenden finden Antworten auch auf die immer aktuelle Frage: »Wende ich mich ab, oder greife ich ein und halte das Rad an?« Wer mehr aus diesem Buch erfahren möchte, kann dieses am Donnerstag, 21. April, von 19.30 Uhr an im Paul-Gerhardt-Haus. Das Buch ist im Gütesrloher Verlagshaus erschienen und im Buchhandel zum Preis von 7, 95 Euro erhältlich.

Artikel vom 15.04.2005