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ZDF-Kinderdorf
bekommt Haus
der Grumbachs

Elmar Brok schreibt an Botschafter

Von Christian Althoff
Paderborn (WB). Marion und Günter Grumbach haben ihr Haus auf der philippinischen Insel Leyte dem »ZDF Kinderdorf« übertragen, das dort von dem ehemaligen Fernsehmitarbeiter Jürgen Schneidt (67) betrieben wird. »So dient unser Besitz wenigstens noch einem guten Zweck«, erklärte Günter Grumbach gestern.

Nach 814 Tagen waren die Grumbachs vor einer Woche aus philippinischer Haft entlassen worden. Sie warten derzeit in Manila auf die richterliche Erlaubnis, nach Deutschland zurückkehren zu dürfen. Die Auswanderer aus Paderborn waren 2003 festgenommen worden, weil sie gegen Visabestimmungen verstoßen haben sollen und Günter Grumbach beschuldigt worden war, eine Frau belästigt zu haben - Vorwürfe, die das Ehepaar als Intrige einer Tauchschulkonkurrentin bezeichnet.
1985 hatte der ZDF-Mitarbeiter Jürgen Schneidt auf der Insel Leyte ein spendenfinanziertes Kinderdorf gegründet, in dem 100 Waisen und Kinder aus verarmten Familien leben. »Die Grumbachs hatten 2001 ganz in der Nähe gebaut«, erinnerte sich Schneidt gestern. Da Ausländer auf den Philippinen keinen Grundbesitz erwerben könnten, hätten die beiden das Grundstück für 50 Jahre gemietet. »Günter hat mir immer geholfen, wenn ich mit den Computern in unserer Dorfschule Probleme hatte«, erzählte Jürgen Schneidt. Das Ehepaar tue ihm »unwahrscheinlich leid«: »Die beiden sind schuldlos in die Mühlen der Justiz geraten - und das in einem Land, in dem oftmals der Recht bekommt, der das meiste Geld zahlt«, sagte der Deutsche, der auf den Philippinen lebt. Er hatte nach der Festnahme der Grumbachs deren Papiere sowie Marion Grumbachs Schmuck in seine Obhut genommen und hat die Dinge jetzt dem Ehepaar ausgehändigt. »Was unser Verein mit dem 100 Quadratmeter großen Haus machen wird, das Günter uns übertragen hat, werde ich mit unserem Vorstand in Deutschland besprechen«, sagte der 67-Jährige.
Nachdem ein für gestern angesetzter Termin verschoben worden war, bei dem über die Ausreise der Grumbachs entschieden werden sollte, gehen in Deutschland die Bemühungen weiter: Der Bielefelder Europa-Abgeordnete Elmar Brok, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses der EU, schickte ein Fax an Dr. Axel Weishaupt, den deutschen Botschafter in Manila. In dem Brief bittet Brok den Diplomaten »inständig, alles in Ihrer Macht stehende zu tun«, damit Grumbachs schnell ausreisen können. »Jeder Tag kann entscheidend sein«, schrieb Brok, der befürchtet, dass das Ehepaar wieder ins Gefängnis gesteckt werden könnte.

Artikel vom 13.04.2005