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Von Kühe füttern bis Kartoffeln schälen

Schüler absolvieren Landwirtschafts-Praktikum auf dem Schulbauernhof Künnemann

Versmold (hj). Vasko fühlt sich stark. So stark, dass er gerne Holz zerteilt. Er greift deshalb zur großen Säge. Der 15-Jährige ist Schüler der Sonnenhellwegschule aus Bielefeld und seit neun Tagen auf den Schulbauernhof Künnemann in Versmold zu Gast. Vasko besucht die neunte Klasse dieser Waldorfschule, einer Sonderschule für Geistig- und Lernbehinderte.

»Die Schüler absolvieren ein Landwirtschafts-Praktikum, das in dieser Stufe Teil ihrer Ausbildung ist«, umschreibt Klassenlehrerin Annette Hoffmann den Hintergrund des Besuches bei Familie Künnemann. »Die Kinder können jedoch höchstens zwei Stunden am Stück arbeiten, dann brauchen sie eine Entspannungsphase«, schränkt Hoffmann ein. »Am liebsten sägen sie Holz für den Kamin und stapeln die Holzscheite auf.« Doch auch andere Arbeiten werden gemacht: Kühe füttern, Stroh fahren, Stall ausmisten, Eier einsammeln, aber auch Kartoffeln schälen. Hoferbe Ulrich Künnemann hat ein Auge auf die Schüler. Er weist sie kurz in die Arbeiten ein, zeigt ihnen, wie es geht - und schon kann es losgehen.
Der 34 Hektar große typische Milchwirtschaftsbetrieb mit 30 Milchkühen wird auch heute noch voll bewirtschaftet. Besucher können deshalb hier einen regulär wirtschaftenden Bauernhof erleben. Morgens und abends bei den Melkzeiten, von Frühjahr bis Herbst in den Erntezeiten, täglich beim Füttern der Tiere und beim Holen der Kühle von der Weide wird den Gästen näher gebracht, wie das Landleben in der heutigen Zeit abläuft.
Elisabeth und Hans Künnemann bewirtschaften seit 1972 den Hof. Nachdem sie bereits zehn Jahre Erfahrung in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen gesammelt haben, beschlossen sie im Sommer 2001, die alte Deele und den Heuboden zum Schulbauernhof auszubauen. Dabei wurden sie vom älteren Sohn Ulrich als Hoferbe unterstützt.
Zeitgleich zur Klasse neun der Sonnenhellwegschule war auch die vierte Klasse dieser Einrichtung dort zu Gast. Klassenlehrerin Annette Thomsen: »Das ist eigentlich ein Zufall, denn wir wussten nichts von dem Vorhaben der anderen Klasse und haben uns dann hier getroffen.« Für die neun Kinder dieser Klasse mit ihren Betreuern steht der Erlebnisaspekt an den vier Tagen Aufenthalt im Vordergrund. Thomsen: »Es gibt eigentlich ein freies Angebot und wir wollen erkunden, was den Kindern am besten gefällt. Und genau das machen wir dann.« Dabei kann es vorkommen, dass die Kids gerne beim Ausmisten des Stalls mithelfen wollen oder lieber einen ganzen Nachmittag spielen möchten. »An den Nachmittagen unternehmen wir hin und wieder kleine Wanderungen oder Ausflüge in die schöne Umgebung. Den Kindern gefällt das so«, formuliert es die Pädagogin.
Im Sommer sind noch einige Termine frei im Schulbauernhof Künnemann. Weitere Informationen unter % 0 54 23/24 93.
www.schulbauernhof-kuennemann.de

Artikel vom 14.04.2005