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Schulproblematik ein Reizthema

Podiumsdiskussion mit Landtagskandidaten in Mastholte fand großen Anklang

Rietberg-Mastholte (mobl). Im Vorfeld zur Landtagswahl am 22. Mai gibt es in Mastholte bereits reichlich Diskussionsstoff. Das wurde während einer Podiumsdiskussion am Montagabend in der Domschenke deutlich. Vor allem die Schulpolitik und ganz konkret die Einführung der flexiblen Schuleingangsphase an der Mastholter Grundschule waren Reizthemen, denen sich die Politiker zu stellen hatten.

Die kfd, die Kolpingsfamilie, die Messdiener der St.-Jakobus-Gemeinde, die Landjugend, der Landwirtschaftliche Ortsverein und der Sozialverband hatten zu dieser viel beachteten Diskussionsrunde eingeladen, bei der die Landtagskandidaten Dr. Michael Brinkmeier (CDU), Helga Lange (Bündnis 90/Die Grünen), Andreas Ovelgönne (SPD) und Johannes Wilke (FDP) ihre Wahlprogramme vorstellten und sich den Fragen der Zuhörer stellten. Zunächst erhielten alle Kandidaten fünf Minuten Zeit, um in einem Statement ihre wichtigsten politischen Themen vorzustellen. Helga Lange, die den aus Rietberg stammenden Kandidaten der Bündnisgrünen, Dietmar Mückshoff, vertrat, war dabei die einzige, die sich an die vorgegebene Zeit hielt. »Bei den Grünen stehen die drei B«s im Vordergrund: Beschäftigung, Bildung und Betreuung«, schilderte Lange, die sich unter anderem für die »Einheitsschule« stark machen will, also dafür, dass deutsche Schüler nicht bereits nach dem vierten Schuljahr auf weiterführende Schulen »verteilt« werden, sondern länger zusammen lernen. Auch in der Betreuung der unter Dreijährigen sieht Lange große Defizite: »Die Plätze, die aufgrund des Geburtenrückgangs demnächst für die Drei- bis Sechsjährigen nicht mehr benötigt werden, sollten in Plätze für unter Dreijährige umgewandelt werden, statt Gruppen oder Kindergärten zu schließen«, so Lange.
Johannes Wilke schilderte, die FDP wolle bis 2015 eine Million neue Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaftspolitik zugunsten des Mittelstandes neu ausrichten. Er forderte Bürokratieabbau und die Abschaffung der Subventionen für Kohle und Windkraft, Einstellung von mehr Lehrern und sprach sich deutlich gegen die Einführung einer Einheitsschule aus. Bis 2010 wolle die FDP erreichen, drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Bildung und Forschung einzusetzen und diese Zahl bis 2015 auf vier Prozent zu steigern. Dr. Michael Brinkmeier stellte die Beschäftigungspolitik in den Mittelpunkt: »Arbeit zu schaffen ist das oberste Prinzip. Darum müssen wir alle Gesetze dahingehend prüfen, ob sie Arbeit schaffen oder Arbeit verhindern.« Die CDU wolle die Frühverrentung abschaffen, das Steuersystem vereinfachen, Subventionen herunterfahren und an den Schulen den Unterrichtsausfall bekämpfen und zusätzliche Lehrer einstellen. Zudem sprach sich auch Brinkmeier gegen die »Einheitsschule« aus. SPD-Kandidat Andreas Ovelgönne warf Brinkmeier vor, die CDU wolle »vieles herbeizaubern«. Das alles müsse aber auch bezahlbar bleiben. Zusammen mit seinen Parteikollegen wolle er die zwar schmerzhaften, aber notwendigen Reformen angehen. Ovelgönne sprach sich klar gegen die Abschaffung des Bafög und gegen Sozialdumping und die Beschneidung von Arbeitnehmerrechten aus.
In der anschließenden Diskussion mit den Bürgern kristallisierte sich schnell die derzeitige Schulsituation in Mastholte als brennendstes Thema heraus. Neben der Leiterin der Grundschule, Bärbel Hilgenkamp, waren auch zahlreiche Eltern erschienen, um die Meinung der Kandidaten zum Thema flexible Schuleingangsphase zu hören. Die anwesenenden Eltern äußerten sich unzufrieden über die Umsetzung des Konzeptes in Mastholte. »Die flexible Schuleingangsphase ist nicht mehr als eine Kaschierung der Personalnot und wird auf Dauer nicht funktionieren, weder personell noch räumlich«, glaubt Dr. Michael Brinkmeier. Zustimmung erntete auch Johannes Wilke (FDP): »Rot-Grün macht so Politik an den Menschen vorbei!«

Artikel vom 13.04.2005