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Einfach mal Gas geben

Rudi Klemme (53) fährt mit Benzin und mit Flüssiggas

Von Curd Paetzke
Herford (HK). Viele Autofahrer träumen davon, einfach mal richtig Gas zu geben. Rudi Klemme (53) tut das auf seinem Weg zur Arbeit vom Kalletal zur Grundschule Diebrocker Straße in Herford jeden Tag - freilich ohne dabei irgendwelche neuen Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen: Der Lehrer für Sonderpädagogik hat in seinen Mercedes V 230 eine Autogasanlage einbauen lassen.

Er kann beim Antrieb zwischen Benzin und Flüssiggas wählen. Zwei Dinge waren es, die Rudi Klemme dazu bewogen haben, dem 2,3 Liter großen und 150 PS leistenden Vierzylindermotor noch eine andere »Nahrungsquelle« anzubieten: »Zum einen kostet ein Liter Flüssiggas nur 55 Cent, zum anderen wird beim Fahren die Umwelt geschont.« 2000 Euro kostete der Einbau der Autogasanlage, den die Firma Klatte-Autodienst an der Zimmerstraße vornahm. Das klingt zunächst nach viel Geld, doch der Lehrer ist Vielfahrer, spult im Jahr an die 25 000 Kilometer ab. Nach gut zwölf Monaten, hat er ausgerechnet, haben sich die Ausgaben amortisiert. Vor allem bei den derzeitigen Spritpreisen kann ein solcher Antrieb eine Alternative sein.
Bisher, so schildert der 53-Jährige, hat die Anlage keine Probleme bereitet. Der Gastank fasst etwa 65 Liter, das reicht für eine Strecke von 500 Kilometern. Der Verbrauch liegt unter Flüssiggasbetrieb bei 13 Litern auf 100 Kilometern - nur ein Liter mehr als der zwei Tonnen schwere V-Benz über die gleiche Distanz an Benzin schluckt. Der Clou: Wenn Rudi Klemme das Gas ausgeht, kann er auf den herkömmlichen Antrieb zurück greifen, was die Reichweite seines Wagens erheblich erhöht: »Da sind weit über 1000 Kilometer drin.« Das reicht von Herford bis in die Provence. Einziger Nachteil: Rudi Klemme kann das flüssige Gas nur an wenigen Tankstellen im hiesigen Raum bekommen. »Da hinken wir in Deutschland noch etwa hinterher, denn in den Niederlanden gibt es Autogas an fast jeder Tanke.« Für die Firma Klatte-Autodienst war der Einbau der Gasanlage eine Premiere, wie Kfz-Meister Dieter Klatte (41) sagt. So ohne weiteres darf niemand einen Wagen auf Gasbetrieb umstellen. Dafür sind besondere Schulungen an der Technischen Akademie in Dortmund erforderlich. Dieter Klatte: »Eine Autogasanlage besteht im Kern aus dem Tank, der im Kofferraum installiert wird, aus einem Steuergerät und aus einem Verdampfer.« Außerdem müssen an dem Ansaugkrümmer des Motors zusätzliche Gaseinspritzdüsen angebracht werden. Größere Karosseriearbeiten fallen bis auf den zusätzlichen Füllanschluss nicht an. Für Dieter Klatte steht fest, dass diese Technik immer mehr Anhänger finden wird. Ein weiterer Auftrag für den Einbau einer Autogasanlage liegt dem Kfz-Meisterbetrieb schon vor. Man sieht: Auch andere wollen künftig richtig Gas geben . . .

Artikel vom 13.04.2005