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»Damit sind wir weit vorn«

Kreisverkehrswacht schult Berufsschüler in Sachen Sicherheit

Kreis Gütersloh (ei). Fünf Tote und 396 Verletzte im Alter zwischen 18 und 24 Jahren zählte der Kreis Gütersloh im Jahr 2004 -ĂŠauch weiterhin ein trauriger Spitzenwert im Land NRW. In den nächsten Wochen werden mehr als 600 Berufsschülerinnen und Berufsschüler aus 17 Klassen bei einem Sicherheitstraining geschult. Für zehn Euro Versicherungsgebühr erhalten sie ebenso praktische wie theoretische Fahrtipps.

»Damit sind wir ganz weit vorne« freute sich Norbert Fischer, Moderator des Sicherheitstraining von der Verkehrswacht für den Kreis Gütersloh. Am Montag wurden die beiden ersten Klassen der Berufsschule aus Halle trainiert, auch die SPD-Vorsitzende Ursula Bolte machte sich auf dem Flughafengelände an der Marienfelder Straße ein Bild von dem neuen Angebot. 31 Industriekaufleute lernen bei Fischer und Verkehrsfachberater Dirk Meier-Neumann unter anderem das richtige Bremsen, während Polizeioberkommissar Andreas Kwiotek mit den »jungen Fahrern« über ihre Erfahrungen mit Unfällen spricht, über Bremswege und Unfallursachen.
Der erfahrene Beamte aus dem Kommissariat »Vorbeugung« erklärt seinen gespannten Zuhörern, wie man den lang ersehnten »Lappen« auch schnell wieder los wird. Ab 31 Stundenkilometern über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit innerhalb geschlossener Ortschaften oder 41 außerhalb, auch ab 0,5 Promille ist »Bus fahren« angesagt - oder »zu Fuß gehen«. Das »predigt« Kwiotek schon seit sieben Jahren, doch bei seinen Referaten fehlte irgendwie der Praxisbezug.
Den haben die durchschnittlich 18- bis 20-Jährigen nun. Mit ihren eigenen Autos dürfen sie auf das Flughafengelände der »Princess-Royal-Barracks« und werden von Norbert Fischer zunächst zur Slalomfahrt geschickt, um ihr Auto auch wirklich kennen zu lernen. Den Sitz richtig einstellen und beide Hände an das Lenkrad, sind die ersten Ermahnungen der Sicherheitstrainer. Die beiden Klassenlehrer dürfen natürlich die praktischen Übungen ebenfalls mitmachen, trauen sich aber ebenso wie ihre Schülerinnen und Schüler zunächst nicht, »richtig in die Bremse zu steigen«.
Denn als nächstes warten Bremsübungen auf die Teilnehmer. Zunächst zeigen die Mitarbeiter der Verkehrswacht, wie weit auf der feuchten Folie ein Wagen rollt, der bei Tempo 30 abbremst. Als die Schüler schätzen sollen, wie weit das Fahrzeug mit 50 Stundenkilometer rollt, liegen sie ziemlich weit daneben: Der Wagen kommt erst auf dem Asphalt wieder zum Stehen.
Anschließend dürfen die Berufsschüler in mehreren Durchgängen auch selber auf dem glatten Untergrund bremsen. Später folgt eine Übung, bei der die rechten Räder auf der Folie und die linken auf dem Asphalt bremsen. »Jeder ohne ABS dreht sich hier, aber keine Angst«, warnt Norbert Fischer und beruhigt: »Es passiert schon nichts.« Das nehmen die Schüler aber lieber selber in die Hand, fahren entweder viel zu langsam an oder bremsen zu zaghaft. Wie der 20-jährige Julian, der mit seinen grünen Golf II nicht richtig zum Stehen kommt.
Während die Moderatoren rätseln, ob eventuell die Bremsen kaputt sind, setzt sich Fischer ans Lenkrad und bremst. Der VW dreht sich um die eigene Achse und der Bann ist gebrochen - die (ausgediente) Landepiste als Pirouettenbahn. Auch Melanie in ihrem roten Cora bekommt Applaus der Trainer, nach der Ermahnung »den Wagen kann man ja mit der Hand anhalten« gibt sie so richtig Gas und tritt voll in die Bremse - »Geht doch!«
Viel zu schnell gehen die knapp drei Stunden mit den praktischen Übungen rum, die Fahranfänger aber sind begeistert. »Ich kann jetzt viel besser die Gefahren einschätzen und reagiere sicher souveräner«, sagt der 19-jährige Lars.
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Artikel vom 14.04.2005