16.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Neuartige Knieschoner
für die Arbeitswelt

»Chaps and More« kommen aus Enger

Von Diana Niemann
Enger (WB). Beinkleider, die so genannten Chaps, waren lange nur aus der Reiterzsene bekannt. Das Unternehmen »Chaps and More« aus Enger im Kreis Herford hat neuartige Arbeitsschutzkleidung entwickelt, die die kniende Arbeit in Schmutz und Feuchtigkeit erleichtern soll.

Viele Handwerker und Bauarbeiter wissen dies mittlerweile zu schätzen, auch die Industrie weiß die Chaps einzusetzen. »Wir lagen mit der Idee goldrichtig«, freut sich Angelika Thaler-Jung, die »Chaps and More« gegründet hat. »Wir scheinen eine Marktlücke gefunden zu haben - nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa.«
Die 46-jährige Angelika Thaler-Jung kommt aus Stuttgart. Sie absolvierte eine achtjährige Ausbildung zur Bekleidungstechnikerin in der Nähe von Heilbronn. Nach der Fachschule sammelte sie Berufserfahrung bei Triumph International. Zwei Jahre später wechselte sie als Betriebsleiterin in eine Firma für Kinderkleidung. Seit nunmehr 20 Jahren ist Thaler-Jung freiberuflich tätig.
Vor fünf Jahren entstand die Idee zur Firmengründung von »Chaps and More« in Enger-Besenkamp, wo Angelika Thaler-Jung seit 1990 lebt. Im Sommer 2000 rief bei ihr ein Händler an, der für die Arbeit im Feuchtbereich Chaps brauchte. Verwundert über die Anfrage und die Tatsache, dass so ein Produkt auf dem Markt fehlte, machte sich Thaler-Jung an die Arbeit. Sie besuchte zunächst verschiedene Baustellen, um sich eine Vorstellung von der Beanspruchung zu machen. »Ich wusste gar nicht, wie ein Estrich-Leger arbeitet und welche Festigkeit die Materialien haben müssen.«
In der Testphase erwies sich eine Kuststoffbeschichtung als ideales Material, so dass Thaler-Jung dieses im Bielefelder Patent- und Innovationszentrum anmeldete. Nach langen 18 Monaten war das Patent rechtskräftig. Vor kurzem kam ein zweites Patent hinzu. »Ich habe mich gewundert, wie lange die Eintragung dauert«, betont die 46-Jährige.
Durch Klettverschlüsse, Steckschnallen und Druckknöpfe sind Chaps einfach und schnell anzulegen. Mit Klammern werden sie am Gürtel befestigt. Je nach Einsatzgebiet werden Chaps mit einem auswechselbaren Polster aus Zellkautschuk in Kniehöhe versehen. Es gibt sie am hinteren Hosenbein geschlossen oder geöffnet für eine bessere Luftzirkulation. Inzwischen gibt es acht Modelle, die jeweils verschiedene Bereiche in Handwerk, Industrie und Gartenbau abdecken. Das neue Nässeschutz-Modell ist speziell für Baumschulen und Gärtner entwickelt. Alle Chaps sind bis mehr als 1,5 bar wasserfest, nahezu säure- und laugenbeständig. Chaps für extremen Abrieb bei Betonuntergrund sollen selbst bei Profis zweieinhalb Jahre halten. Nutzt man sie im heimischen Garten, wird man sie etwa 15 Jahre tragen können.
Die Produkte werden europaweit von vier Mitarbeitern vermarktet. Neben den Benelux-Ländern wird für Frankreich, Italien, Österreich und die Schweiz produziert. Eine dänische Firma orderte erst vor kurzem. Sogar Costa Rica gehörte schon zu den Abnehmern. Produziert werden Chaps in Lohnfertigung in Naumburg an der Saale und in Polen, in der Nähe von Breslau. »Den höchsten Absatz im Baubereich verzeichnen wir in Nordrhein-Westfalen oder länderübergreifend in Frankreich. Bei den Gärtnern liegen Bayern und die Schweiz ganz vorne«, so Thaler-Jung.
Zu den Umsätzen sagt die Unternehmerin nur so viel: »Das Geschäft läuft gut.« Zurzeit seien zwei neue Chaps in der Entwicklung - Gamaschen und ein schwer entflammbares Produkt.
Neben der Empfehlung der Berufsgenossenschaft Bau und Gartenbau im Jahr 2003 gewann die Firma »Chaps and More« im vergangenen Jahr den Innovationspreis der gewerblichen Berufsgenossenschaft und erreichte im selben Jahr den dritten Platz bei der bundesweiten Ausschreibung »Fit for Boss«.
2005 möchte Thaler-Jung den Export nach England aufbauen. »Für uns gibt es immer neue Zielgruppen: Zurzeit ist die Produktion voll im Gange mit Chaps für die Erdbeerernte.«
www.Chaps-and-More.de

Artikel vom 16.04.2005