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Quartett mit Titel-Allergie:
»Wir haben keinen Druck«

Spannender Vierkampf in der Bezirksliga - SCB und FSV mittendrin

Von Elmar Neumann
Kreis Paderborn (WV). Eine solche Konstellation sucht ihresgleichen. Nach 19 Spieltagen trennt die vier Top-Teams Soester SV, SV Germania Westerwiehe, SC Borchen und FSV Bad Wünnenberg/Leiberg in der Bezirksliga, Staffel 4, nur das Torverhältnis. Grund genug, dieses packende Rennen um das eine Landesliga-Ticket genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die Ausgangslage   Landesliga-Absteiger Soester SV und Dauer-Aufstiegskandidat SV Germania Westerwiehe zählten schon vor Saisonbeginn zum engsten Kreis der Titelanwärter. Von der FSV Bad Wünnenberg/Leiberg und Neuling SC Borchen war in diesem Zusammenhang keine Rede. »Wir wollen schnellstmöglich 33 Punkte holen«, ließ sich FSV-Coach Ralf Brake zitieren. »Wir wollen und werden nichts mit dem Abstieg zu tun haben«, sagte sein Borchener Pendant Beppo Hecker. Die aktuelle SituationSoest, Westerwiehe, Borchen und Bad Wünnenberg/Leiberg - dieses punktgleiche Quartett führt die Staffel 4 mit jeweils 38 Zählern auf der Habenseite an. Der VfB Marsberg (32) und der SV Westfalia Erwitte (31) folgen mit Respektsabstand und werden nicht mehr ins Titelrennen eingreifen. Der SCB und die FSV haben ihr Mindestziel mit dieser Ausbeute so souverän wie vorzeitig erreicht. Das sollte im weiteren Saisonverlauf für Gelassenheit sorgen. Äußerlich gelassen geben sich allerdings auch die Favoriten aus Soest und Westerwiehe. »Wir haben den sofortigen Wiederaufstieg nie als unsere grundsätzliche Zielsetzung deklariert und daher auch keinen Druck. Wir wollten oben mitspielen und das machen wir derzeit«, betont der Soester Übungsleiter Werner Schröder. »Wir haben nie das Wort Meisterschaft in den Mund genommen«, verspürt auch Westerwiehes Coach Frank Fulland eine Titel-Allergie.
Heim-/Auswärtsbilanz   Ausgerechnet der Aufsteiger verfügt über die offensichtlichste Stärke der vier Top-Teams. Der SC Borchen holte in zehn Heimspielen 27 von 30 möglichen Punkten und unterlag lediglich dem VfB Marsberg - nach vier Jahren (!) die erste Borchener Heimniederlage in einem Meisterschaftsspiel. Auswärts dagegen ist die jüngste Mannschaft der Liga (»Oldie« Andy Leifeld ist 27) - vier Niederlagen belegen dies - noch einigen Schwankungen unterlegen. »Vor eigenem Publikum fühlen sich die Jungs verständlicherweise etwas sicherer«, so Borchens Trainer Beppo Hecker. Sicher fühlt sich auf eigenem Geläuf auch der SV Germania Westerwiehe. 24 Punkte aus zehn Heimspielen machen ebenfalls Eindruck, derweil sich beim Soester SV und der FSV Bad Wünnenberg/Leiberg die daheim und in der Fremde erspielten Zähler die Waage halten (je 19).
Der direkte Vergleich     Zwölf direkte Duelle zwischen den vier Landesliga-Anwärtern stehen in dieser Saison an, sieben sind bereits gespielt. Die überraschende Erkenntnis: Scheinbar nur wenn der SC Borchen am Ball ist, lässt sich in einem Top-Spiel ein Sieger finden. Die hohen Heimsiege gegen Soest (4:1) und Bad Wünnenberg/Leiberg (3:0) stehen im krassen Gegensatz zu den derben Abfuhren in Soest und Westerwiehe (jeweils 1:5). Die drei anderen Gipfeltreffen endeten jeweils unentschieden. »Lieber gewinne ich zuhause und verliere auswärts, als ständig die Punkte zu teilen. Damit stehe ich am Ende besser da«, sagt Hecker, der zu gut weiß, »dass die junge Truppe nicht auf einen Punkt spielen kann«.
Die aktuelle Form     Nur ein Remis in Atteln, Niederlagen gegen Borchen und jüngst gar gegen den SJC Hövelriege - keine Frage, der Soester SV schwächelt in der Rückrunde. Von den vergangenen sieben Spielen gewann der Spitzenreiter nur zwei, holte lediglich neun Punkte. Damit verpassten die Schröder-Schützlinge die Gelegenheit, sich vorzeitig abzusetzen. Von dem Fünf-Punkte-Polster nach dem 14. Spieltag ist nichts mehr geblieben. »So spielt kein Meister. Zuletzt sind wir nicht aufgetreten wie ein Tabellenführer«, sagt Schröder selbst. Aber die eines kommenden Landesligisten angemessene Konstanz geht auch der Konkurrenz ab. Der SC Borchen verliert in Kaunitz, die FSV zuhause gegen Kleinenberg und Westerwiehe in Atteln - auch diese Ergebnisse machen den Titelkampf 2005 so spannend. Mit Personalproblemen haben vornehmlich Borchen und Soest zu kämpfen. Beppo Hecker hat nach den Verletzungen von Peter Rüsing sowie Thomas Deiters mit Golo Leifeld bereits den dritten Libero installiert. Zudem musste er die Manndecker Thorsten Wenzel (Karriere in der Winterpause beendet) und Stefan Knaup (verletzt) ersetzen. Soest dagegen vermisst insbesondere die Routine von Stammkeeper Gernot Neumann (Finger gebrochen), für den Jan Dunker auf dem Posten zwischen den Pfosten platziert wurde.
Das Restprogramm     Was die direkten Duelle betrifft, scheint Soest die beste Ausgangslage zu besitzen. Westerwiehe und Bad Wünnenberg/Leiberg sind noch in Soest zu Gast, alle anderen Spitzenspiele hat die Schröder-Elf bereits überstanden. Letztendlich aber dürfte der Abstiegskampf den Titelkampf entscheiden. Von Schlusslicht Brilon bis zum Tabellenzehnten Kaunitz bangen sieben Mannschaften um den Liga-Verbleib. Wozu die Kellerkinder in der Lage sind, bewies der SJC Hövelriege mit dem 1:0 in Soest eindrucksvoll. »In dieser Liga gibt es keine leichten Spiele«, stellen die Kollegen Hecker und Brake unisono fest.
Die PrognoseNur Ralf Brake legt sich im ersten Anlauf fest. »Ich denke, Westerwiehe macht's«, sagt der FSV-Coach, um hinzuzufügen: »Aber vielleicht wird auch jemand Meister, mit dem keiner gerechnet hat - Borchen oder wir.« Eine Aussage, die nur eine Prognose zulässt: In diesem Rennen ist alles möglich.

Artikel vom 13.04.2005