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»Menschen halten Wahrheit aus«

Bruno Fortmeier, Chef der Jofo Pneumatik GmbH: Die schwachen Schüler fördern

Schloß Holte-Stukenbrock (ms). Wäre die Politik ein Unternehmen, hätte sie ein katastrophales Rating. »Eine Bank würde keinen Cent Kredit geben.« Das sagte der Chef der Jofo Pneumatik GmbH, Bruno Fortmeier, beim gestrigen Besuch des CDU-Landtagsabgeordneten Michael Brinkmeier. »Seit 25 Jahren wird alles auf die Zukunft vorgetragen. Den folgenden Generationen werden heute schon die Perspektiven geklaut.« An die Politik hat er einen Wunsch: »Sagen Sie die Wahrheit. Die Welt ist nicht wählbar, die Öffnung nach Osten können wir nicht zurückdrehen. Die Menschen können die Schmerzen der Wahrheit aushalten.«

Die Jofo Pneumatik GmbH fertigt die pneumatische und elektronische Steuerung für Hersteller von Lichtkuppeln mit hoher Fertigungstiefe. Das heißt, Bleche, Zylinder, Verbindungsstücke, Elektromotoren und die Steuerung - werden für das komplette Produkt im Unternehmen am Eulenweg in Sende von mehr als 150 Mitarbeitern selbst gefertigt. Maschinen fräsen die Werkstücke CNS-gesteuert. Komplizierte Gewinde, Bohrungen und Rillen werden in einem Arbeitsgang von der Maschine in wenigen Minuten pro Werkstück geschaffen. Bruno Fortmeier nimmt eins dieser Teile in die Hand: »Da ist unsere Arbeitslosigkeit. Die einfachen Arbeiten fallen weg, Maschinen ersetzen das.« In der Blechbearbeitung, der Pulverbeschichtung und Montage der Elektromotoren wird der Arbeitsalltag noch mal besonders deutlich. Menschen steuern nur noch die Maschinen, Roboterarme und Vollautomaten haben die meiste Arbeit übernommen. Von Hand werden nur noch kleine Stückzahlen montiert. »Das ist die Realität. Würde ich nicht rationalisieren, gäbe es das Unternehmen nicht mehr.« Die Politik fordert Fortmeier auf, sich nicht die Förderung Hochbegabter auf die Fahnen zu schreiben. »Das regeln die Wirtschaft, die Unternehmen und Stiftungen schon selbst.« Das klassische Handwerk gebe es nicht mehr. Gerade im metallverarbeitenden Gewerbe müsse sich der »Handwerker« mit Computersteuerungen auskennen.
»Man muss an den Hauptschulen ansetzen. Diese Schulform muss man stärken. Die Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen, Arbeitsplätze auf einfachem Niveau in Deutschland zu halten. Sonst ist der soziale Friede gefährdet.«
Bruno Fortmeier hat eine Lehrwerkstatt in der zurzeit zehn Auszubildende in den metallverarbeitenden Berufen Werkzeugmacher, Schlosser oder Zerspanungsmechaniker lernen. Im August werden es 15 sein. »Die Ausbildungsinitiative der Stadt ist gut und nett. Aber zu spät.« Fortmeier sagt, die Initiative müsse von den Auszubildenden kommen. Das Unternehmen investiere 20 000 Euro pro Jahr in einen Ausbildungsplatz, dafür erwartet das Unternehmen von den Jugendlichen einiges. »Wer sich während der Ausbildung 20 Mal krankmeldet, dem ist die Arbeit nicht zuzumuten.«
Das Schaulaufen der Tarifparteien in der Öffentlichkeit lehnt Fortmeier ab. Er hat für seinen Betrieb eine Lohnregelung gefunden. Erhöht wird jährlich um die Inflationsrate - aufgerundet auf das nächste halbe Prozent.
Die Jofo Pneumatik GmbH ist 1960 von Josef Fortmeier im Heideblümchen gegründet worden. Bruno Fortmeier (Jahrgang 1960) übernahm das Unternehmen im Januar 1988, seit 1967 ist der Firmensitz am Eulenweg. »Man kann am Standort Deutschland zurecht kommen. Wer hier nicht wirtschaftlich arbeiten kann, kann es in Polen oder Litauen auch nicht.«
Bruno Fortmeier sichert Arbeitsplätze, indem er jetzt auch die Komplettfertigung von Lichtkuppeltraversen anbietet. Hydraulik und Elektronik zum Öffnen und Schließen der Lichtkuppeln - automatisch über Impulse bei Regen und Wind - sorgen für Be- und Entlüftung.
Bruno Fortmeier arbeitet mit eigener Entwicklungsabteilung und Qualitätssicherung. »Im Brandschutz müssen wir 100 Prozent Qualität liefern.« Der Exportanteil des Unternehmens liegt bei 60 Prozent mit steigender Tendenz. Bauexportländer sind Frankreich, Skandinavien, Italien und Osteuropa. In Dänemark und Frankreich hat die Firma Niederlassungen.

Artikel vom 12.04.2005