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Menschen in
unserer Stadt
Sigrid Rottmann
Australien-Auswanderin

Selten, ganz selten geraten ihr im Erzählfluss ein paar englische Brocken dazwischen, doch ansonsten lässt nichts erahnen, wo Sigrid Rottmann die letzten 23 Jahre verbracht hat: Im Jahre 1982 wanderte die gebürtige Löhnerin nach Australien aus, fand in der Metropole Sydney ihr neues Zuhause. Turbulente, aber wie sie sagt, schöne Zeiten hat die heute 48-Jährige dort hinter sich. Zurückkommen, außer zu Besuch, will sie nicht.
Ihr damaliger Mann war es, der vor 23 Jahren den Stein ins Rollen brachte. »Ob er verrückt sei, habe ich ihn gefragt, als er mit dieser Idee ankam, nach Australien auszuwandern«, erzählt sie. Die beiden waren damals jung verheiratet, hatten Familie und gute Jobs in Löhne. Nach einem Urlaub bei Freunden »down under« war Sigrid Rottmann dann aber völlig begeistert: »In Löhne hatte ich danach den Eindruck, mir fiele die Decke auf den Kopf. Alles war so eng.«
Im Frühjahr 1982 wagten die Rottmanns den mutigen Schritt. Bei ihren Freunden in Sydney fanden sie für den Anfang eine Bleibe und bekamen auch bald Arbeit. »Beim Einkaufen musste das Wörterbuch in der ersten Zeit immer dabei sein.« Ansonsten kam Sigrid Rottmann mit der neuen Sprache und Umgebung schnell zurecht.
Sigrid Rottmanns Leben in Australien war nicht frei von Schicksalsschlägen: Bei einem schweren Autounfall trug ihr damals zweijähriger Sohn Daniel bleibende Schäden davon, sie selbst erlitt eine Fehlgeburt. Auch ihre Ehe scheiterte. »Aufgeben und Zurückgehen kam aber für mich nie in Frage«, sagt sie. Noch im Krankenhaus nahm sie die australische Staatsbürgerschaft an. Heute lebt sie mit ihren Söhnen Daniel und Thomas und ihrem Lebensgefährten Michael, mit dem sie bei der Post arbeitet, glücklich in Sydney.
Mit der Familie und alten Schulfreundinnen hielt sie über die Jahre Kontakt, besuchte sie auch gelegentlich. »An die deutsche Ordnungsliebe und Bürokratie muss ich mich jedes Mal wieder gewöhnen«, sagt Sigrid Rottmann. Die Australier seien lockerer, die Politik bürgernäher: »Diese Distanz, das gibt es bei uns nicht.« Das kalte deutsche Wetter sei ihr hingegen nicht fremd geworden: »Das ist genau wie in Melbourne.« Andreas Windmann

Artikel vom 13.04.2005