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Ein Glücksfall
für die Gitarre

Brüggen-Konzert mit drei Zugaben

Bad Oeynhausen (sto). Bei seinem vorherigen Konzert im Februar des vergangenen Jahres war der Gitarrist Hein Brüggen noch so etwas wie ein Geheimtipp. Diesmal waren es wesentlich mehr Menschen, die am Sonntagabend zum Konzert in die evangelische Auferstehungskirche am Ostkorso kamen. Sie wurden nicht enttäuscht: Ein Gitarren-Glücksfall ist Hein Brüggen allemal.

Denn was er bot, war ein Höchstmaß an subtiler und höchst gefühlvoller Gitarrenausdruckskunst. Die eingangs dargebotene Suite von Johann Sebastian Bach, eine Transkription einer Komposition für die Laute, spielte er keineswegs als einförmige Barockmusik, vielmehr als fein schattierte, sorgfältig abgetönte und mit dem entsprechenden Affekt versehene Miniatur. Das »Capriccio« von Johann Caspar Mertz interpretierte er ebenfalls mit viel klanglichem Eigencharakter. Auch Fernando Sors Etüden mit ihren perlenden Läufen gestaltete der Künstler differenziert und zart abgetönt.
Francisco Tarregas »Malaguena facil« und die »Mazurka« kamen mit Leichtigkeit, aber auch mit Temperament und spanischer Grandezza einher. Hein Brüggen scheint zur spanischen und südamerikanischen Gitarrenmusik eine besondere Affinität zu haben.
Ob es sich nun um Kompositionen von Jose Malats (»Serenata espanola«), Isaac Albeniz, (»Rumores de la caleta«), Antonio Carlos Jobim (»Felicidade«) oder Antonio Lauro handelte, stets beglückte der Künstler, der auf einem von Antonio Marin Montera aus Granada hergestellten Instrument musizierte, durch sublimste Klangfarbennuancen wie durch souveräne Beherrschung außerordentlicher technischer Schwierigkeiten.
Auch in den drei eigenen Kompositionen »Classical Spirit«, »Little Waltz« und »Marlen« war kein Ton wie der andere. Die Virtuosität fand dabei eine kontinuierliche Steigerung bei Tárregas »Thema mit Variationen«, das atemberaubend brillant interpretiert wurde, und dem Stück »Recuerdos de la Alhambra«.
Für das begeistert applaudierende Publikum spielte Hein Brüggen noch drei Zugaben. Wer nach dem einstündigen Recital immer noch nicht genug hatte, konnte eine CD erwerben.

Artikel vom 13.04.2005