12.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von guten Mächten
wunderbar geborgen

Musical zum 60. Todestag Bonhoeffers

Gütersloh (WB). »Dies ist das Ende, für mich der Beginn des Lebens.« Nach den letzten Worten Dietrich Bonhoeffers herrschte sekundenlang tiefes Schweigen in der Matthäuskirche, dann brach der Beifall los. Die Gütersloher Aufführung des Musicals »Dietrich Bonhoeffer - Ein Leben im Widerstand« am vergangenen Samstag, seinem 60. Todestag, erntete stehende Ovationen.

Nach Rheda-Wiedenbrück und Limburg an der Lahn war es die dritte Vorstellung der Projektgruppe »Dietrich Bonhoeffer« aus Rheda-Wiedenbrück, die das Stück unter Leitung von Barbara Sandfort eindrucksvoll in Szene setzte.
Das Musiktheater beleuchtet in Schlaglichtern 15 entscheidende Stationen aus dem Leben Bonhoeffers von der Kindheit bis zu seinem gewaltsamen Tod. Kurze, prägnante Spielszenen wechseln mit nachdenklichen, leidenschaftlichen und anrührenden Liedern. Zwischen den Szenen ruft ein kleiner Chor dem Publikum die geschichtlichen Fakten ins Gedächtnis. Alle Darsteller überzeugten durch ihr intensives Spiel, wobei besonders Hauptdarsteller Michael Hauser imponierte. Tröstlich: Am Ende sangen alle zusammen mit dem Publikum das Lied »Von guten Mächten wunderbar geborgen«. Den Text schrieb Bonhoeffer wenige Wochen vor seinem Tod im Gefängnis in Berlin-Tegel.
Die Projektgruppe formierte sich vor rund einem Jahr in Rheda-Wiedenbrück. Ihre Mitglieder gehören der katholischen Gemeinde St. Vitus und den Evangelischen Gemeinden in Rheda und Wiedenbrück an. Anlässlich des 60. Todestages Bonhoeffers nahm sich die Gruppe vor, das Rockmusical »Dietrich Bonhoeffer - Ein Leben im Wiederstand« zur Aufführung zu bringen. Rund acht Monate probten die Schauspieler des ökumenischen Projekts. Die Regie führt Bärbel Page, die musikalische Begleitung hat die St. Viter Band »Open Sky« übernommen. Peter Janssens (Musik) und Priska Beilharz (Text) schrieben das Musical vor zehn Jahren.
Bonhoeffer war führendes Mitglied der »Bekennenden Kirche« im Dritten Reich. Er leistete offenen Widerstand gegen das Hitler-Regime. Wegen »Zersetzung der Wehrkraft« wurde der Pfarrer und Doktor der Theologie im April 1943 inhaftiert. Am 9. April 1945 wurde er im Konzentrationslager Flossenbrüg auf persönlichen Befehl Adolf Hitlers hingerichtet.
Im Rahmen des katholischen Weltjugendtages wird das Stück in Halle, Paderborn und Erwitte erneut aufgeführt. Im Oktober ist ein Auftritt in Bielefeld geplant.

Artikel vom 12.04.2005