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Der Ball sollte
wieder rollen

Serie: »60 Jahre Sportvereinigung«

Von Heiko Johanning
Versmold (WB). Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges sollte in Versmold langsam aber sicher wieder der Alltag einkehren. Auch auf sportlichem Sektor bewegte sich während des Krieges nichts oder nur sehr wenig. Erst als im Sommer 1945 viele Soldaten in ihre Heimatstadt zurück kehrten, wurden Überlegungen laut, wieder Sport zu treiben. Bis dahin hatte es drei Sportvereine gegeben.

Der Turnverein, der Ballspielverein und die Freie Turn- und Sportvereinigung (bis 1933) waren vor dem Krieg aktiv. Nun wurde der Ruf laut, alle Vereine unter einen Hut zu bekommen und damit praktisch einen Neuanfang auf sportlichem Sektor in Versmold zu wagen. Der VERSMOLDER ANZEIGER blickt in einer Serie zurück auf 60 Jahre Sportvereinigung, auf die Höhepunkte und Tiefschläge, auf Spiele, die unvergessen bleiben, auf die Menschen, die mit der Sportvereinigung verbunden waren und noch sind, und auf die kleinen Begebenheiten am Rande.
Am 22. August 1945 war es soweit: Im Saal Stratmann sollte die »Sportvereinigung Versmold e.V, 1945« gegründet werden. Was sich heute so einfach anhört, war zu jener Zeit mit Hindernissen verbunden. Vor allem der örtliche Militärkommandant musste gehört und um Erlaubnis gefragt werden. Ein englischer Offizier war während der Gründungsversammlung - übrigens der ersten öffentlichen Versammlung nach dem Krieg in Versmold überhaupt - zugegen und erlebte, wie sich die etwa 60 bis 70 Mitglieder der Vereine dafür aussprachen, einen neuen Verein, die Sportvereinigung, zu gründen. Zum ersten Vorsitzenden wurde Josef Sollbach gewählt, zum Schriftführer Heinrich Fiebinger. Die Finanzen sollte Heinz Hanheide in Ordnung halten und technischer Leiter wurde Heinz Starke. Auch die Sportplatzfrage war schnell geregelt: Der Platz des ehemaligen Ballspiel-Vereins befand sich noch in einem einigermaßen guten Zustand, lediglich eine Erneuerung der Torlatten musste vorgenommen werden.
Probleme gab es auch bei der Trikot-Frage. Neue Trikots zu beschaffen war zu teuer. Doch es stellte sich heraus, dass die blau-weiße Ausstattung des Ballspiel-Vereins noch am häufigsten vorhanden war. Also sollten diese  Trikots für die offiziellen Spiele unter den Mannschaften ausgetauscht werden. Die Farben blau und weiß waren die Gründerfarben - und blieben es bis heute.
Das erste Spiel sollte ein Handballspiel der Versmolder gegen den TV Künsebeck sein. Handball-Obmann Willi Niehüser musste eine Mannschaft auf die Beine stellen. Am 9. September 1945 war es dann soweit. Ein Postbus unternahm eine Sonderfahrt nach Künsebeck. Im Bus: die Mannschaft, viele Anhänger - und Ewald Flohre mittendrin.
Der Versmolder, zu jenem Zeitpunkt 23 Jahre alt war, erinnert sich: »Wir sind mit Fritz Sommerkamp in seinem Bus nach Künsebeck gefahren. Sommerkamp war auch sportbegeistert und hat irgendwie den offiziellen Postbus für diesen privaten Dienst eingesetzt.«

Artikel vom 12.04.2005