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Sparkurs: Holzhammer statt Anästhesie

»Nur die« begeistern das Publikum

Versmold (soty). Der Massenaufnahmetest im Krankenhaus hatte es in sich: Bei der »Nur gegen Bares GmbH« gibt es keine Erholung - vielmehr behandeln sich die Patienten hier selbst. Ob Blutentnahme, die Auswahl gebrauchter Implantate oder die Verpflichtung sein Zimmer selbst zu reinigen, die beiden Kabarettistinnen Jutta Schmitz und Birgit Blavius sponnen ihre eigenen Gedanken zur Sparpolitik im Rahmen der letzten Gesundheitsreform. Viele aktuelle Themen servierte das Wertheraner-Duo ihrem Publikum am Freitag im Altstadthotel.

Dabei war das Krankenhaus nur ein Schauplatz. Die Vorstellung von Röntgengeräten mit Selbstauslöser und den Einsatz von Holzhämmern anstelle eines Anästhesisten kam ebenso gut bei den 100 Zuschauern an wie die Geschichte der Metzgerei-Familie von Tante Emmi. Nachdem sie der Familie einen Batzen Geld hinterließ, bewegen sich Ewald und seine Frau in ganz anderen Kreisen. »Ich bilde mich jetzt weiter«, erzählte die Gattin stolz vom Unternehmerinnen-Stammtisch. Pannen sind da inbegriffen: So gehört jetzt die »Dominaranz« zu ihrem Wortschatz. »Dat Anne sagt dass heißt Dominanz. Ist mir schon ein wenig peinlich, dass sie da etwas verwechselt«, handele es sich doch um einen »psychodelischen« Fachausdruck.
Bissig, spritzig und den Blick immer auf die Publikums-Stimmung gerichtet sorgten die beiden Frauen für viele Lacher und begeisterten mit ihrem ganz eigenen Show-Mix, auch musikalisch. Birgit Blavius griff das Thema Kastor Viel Beifall für
»Reich-Ranicki«
auf und machte daraus kurzerhand »Killing me softly, oh Kastor.« In ihren Rollen als Demonstrantinnen zeigten sie sich stolz und motiviert zugleich. »Wenn wir nicht wären, wäre das Kraftwerk längst am Netz.«
Nicht verschont blieben auch die »Super Nannys«. »Nur die« ließen eine Ich-AG-Gründerin auf eine Alleinerziehende treffen. Die »Little Monster GmbH« suche stetig Nachschub für die Fernsehshow. Der Trick hieße Gehirnwäsche und das Undercover. »Ich mache aus den zuckersüßen Kleinen gemeingefährliche Kleinkriminelle«, erzählte die Geschäftsfrau der geschockten Mutter. Viel Beifall gab es für die Darbietung von Birgit Blavius alias Marcel Reich-Ranicki. Mit einer gehörigen Portion Euphorie schlüpfte die Erzieherin in die Rolle des Kritikers und sprach über Bohlens Biografie, »100 Prozent Langeweile für 20 Euro«. Kästner darf in ihrem Regal hingegen nicht fehlen.

Artikel vom 11.04.2005