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»Es soll schon exklusiv sein«

Zweites VW-Audi-Treffen

Von Dittmar Koop (Text und Fotos)
Löhne-Bahnhof (LZ). »Ich schätze, dass etwa 500 gekommen sind. Das ist deutlich mehr als beim ersten Mal. Sie kommen aus ganz Deutschland, und aus Holland sind auch welche da«, sagt Peter Zuhl und blickt über den vollen Parkplatz.
Zuhl ist der Organisator des VW-Audi-Treffens am Kaiser-Center am gestrigen Sonntag.
Jens Klingenburg (li.) und Maik Wewer aus Beckum vom VW-Club-extreme. Es ist bereits der dritte Audi A3, den die beiden getunt haben.

Er macht dies hier zum zweiten Mal in Löhne, auch aus Lokalpatriotismus: »Ich bin Löhner«, berichtet er und ist außerdem froh, es hier mit VW- und Audi-Fahrern zu tun zu haben: »Wir sind lustiger als andere!« Bernd Stich aus Gevelsberg ist da wie eine Bestätigung dieser These, in dem er einerseits in seinen weinroten VW-Jetta ein Luftfahrwerk einbaute und andererseits auf die Hutablage eine umhäkelte Toilettenpapierrolle und einen Kranz aus gelben Kunstblumen stellte. Das Luftfahrwerk als Tunerantwort für wirklich sehr tief gelegte Autos auf die Unebenheiten deutscher Straßen und die Papierrolle als Symbol für das Jetta-Image, ein biederes Auto zu sein.
Per Knopfdruck setzt Stich den Kompressor im Kofferraum seines Jettas in Gang, und in Sekundenschnelle pumpt der Kompressor den Jetta um 18 Zentimeter in die Höhe wie einen Niederflurbus. »Tiefer gelegtes Fahren ist dann kein Problem mehr«, sagt Stich.
Die Geschäfte im Kaiser-Center sind zu, der Parkplatz randvoll mit Autos, und deren Türen sind geöffnet. In Fraktionen stehen die einzelnen Clubs mit ihren durchgestylten Wagen. Wie Jens Klingenburg und Maik Wewer aus Beckum vom »VW-Club-extreme« in ihren kobaltblauen Audi A3, haben sie alle ungezählte Feierabendstunden in ihre Schöpfungen investiert. In das Lackieren, den Motor oder die Innenausstattung. »In Geldwert lässt sich das nicht messen«, sagt Klingenburg, der ein halbes Jahr Arbeit in seinen A3 steckte. Alle sind sie begeisterte VW- oder Audi-Fahrer, alle begeisterte Tuner.
In der Tuner-Szene gibt es so etwas wie einen Design-Kodex: Die Karosserie muss »cleaner« gemacht werden. Zierleisten, Blinkeraufsätze an den Flanken und sonstige serienmäßige Accessoires, nützlich, aber nicht notwendig, werden abmontiert. Der Blick auf die Autoform soll durch nichts abgelenkt werden. »Die Karosserie wird dadurch glatter und tritt als solche hervor«, sagt Lars Krüger, der seinen silbergrauen Golf III »cleaner« machte, mit Flügeltüren versah und einer Vollkaskoversicherung ausstattete. Sein Golf hat mit den Flügeltüren, neben dem Luftfahrwerk einer der beiden Trends in der Szene, nun den Lamborghini-Look, kurz auch: Lambo-Style. Die Türen klappen nicht nur einfach auf wie an der gewöhnlichen Karosse, das wäre profan, sondern beim Öffnen auch nach oben. Per Hydraulikzylinder, die in den Taschen sitzen, wo die Tür an der Karosserie ansetzt. Das ist ein Mechanismus, wie ihn der gemeine Autofahrer nur von seiner Heckklappe her kennt, wenn diese sich mit einem Sauggeräusch hebt.
»Es soll schon exklusiv sein. Etwas, was nicht jeder hat«, beschreibt Sascha Lenhart aus Oelde den Grund, warum er sich entschloss, die Armatur und den Motor seines 92er Vento VR6 zu verchromen. Eine Auftragsarbeit, ein Unikat. »Für Treffen«, sagt er. Im Alltag fährt er den Vento nicht.
Die Optik der Autos erfüllt neben der Selbstdarstellung einen ganz handfesten Zweck: Es geht hier vor dem Kaiser-Center auch um Pokale. Eine Jury zieht von Auto zu Auto und vergibt in jeder Modellkategorie Preise für Lackierung, die Innenraumgestaltung oder die Gesamtkonzeption. Die Prämierung ist ein fester Bestandteil derartiger Autotreffen und ein starker Anreiz für die Mitglieder der Clubs, zu den verschiedenen Treffen in Deutschland und im benachbarten Ausland wie Österreich oder Frankreich zu fahren. Die Clubs sind eine internationale Gemeinschaft, die im Wesentlichen über das Internet oder Fachzeitschriften miteinander kommuniziert. So ist auch das Löhner VW-Audi-Treffen seit vier Monaten der Fangemeinde angekündigt und mehr als 500 sind gekommen. So gesehen ist Peter Zuhl froh, dass das Treffen nicht bei strahlendem Sonnenschein stattgefunden hat. Es wären noch mehr Automobilisten gekommen. Und dann hätte es auf dem Parkplatz einen Stau gegeben. Und im September sehen sich die Tuner zum Saisonabschluss in Löhne wieder.

Artikel vom 11.04.2005