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Innovative Produkte

Der Blick auf die Lage der lippischen Wirtschaft

Von Axel Martens
Die Geschäftslage der lippischen Wirtschaft hat sich zur Jahreswende verbessert, Umsatzzuwächse sind in Teilbereichen zu erkennen. Bei guter Kapazitätsauslastung ist die Investitionsneigung erstmalig seit drei Jahren wieder gestiegen. Getragen wurde die Entwicklung erneut vom Export. Mit innovativen Produkten sind lippische Unternehmen auf Auslandsmärkten sehr erfolgreich.

Die »Achillesferse« ist noch die Binnennachfrage und insbesondere der private Konsum. Die Kauflust der Verbraucher lässt nach wie vor zu wünschen übrig. Auch klagen viele heimische Betriebe über eine mangelhafte Ertragslage. Impulse zum Abbau der hohen Arbeitslosigkeit sind nicht zu erkennen. Das Jahr 2005 wird von den lippischen Unternehmen mit deutlicher Zurückhaltung betrachtet, so dass sich der IHK-Geschäftsklimaindex erstmalig nach zwei Jahren leicht abschwächt.
Wir werden in Deutschland nur dann den Konjunkturmotor wieder zum Laufen bringen, wenn die begonnenen Strukturreformen im Bereich Steuern, Arbeitsmarkt und soziale Sicherungssysteme mutig angepackt und vorangetrieben werden. Der Verbraucher wird zudem seine Kaufkraftzurückhaltung nur dann aufgeben, wenn die Sicherheit der Arbeitsplätze gewährleistet ist.
Zur Jahreswende 2004/2005 wird die Geschäftslage von 27 Prozent der Unternehmen als gut bezeichnet, ein Sechstel ist unzufrieden. Leider werden sich die erkennbaren Besserungstendenzen hinsichtlich der Beurteilung der Geschäftslage nicht in diesem Jahr fortsetzen, denn die kraftlose Inlandsnachfrage verhindert, dass die Konjunktur Tritt fasst.
Die Auftragslage hat zum Jahresende einen Dämpfer erhalten. Außerdem sind die Erträge unter Druck geraten, weil sich Rohstoffe verteuert haben beziehungsweise Versorgungsengpässe aufgetreten sind. Optimistischer blicken die Unternehmen in die Zukunft, die sich durch Spezialisierung, neue Produkte und neue Märkte einen Wettbewerbsvorsprung verschaffen konnten. Für sie zahlen sich die Innovationsanstrengungen der vergangenen Jahre aus.
Positiv ist hervorzuheben, dass erstmalig seit drei Jahren bei der Investitionsnachfrage zaghafte Anzeichen für eine leichte Belebung erkennbar sind. Der Anteil derjenigen, die im abgelaufenen Jahr mehr investiert haben, liegt mit 26 Prozent leicht über dem Anteil jener, die den Rotstift angesetzt haben. Für 2005 halten sich die Unternehmen, die mehr investieren wollen mit denjenigen, die ihre Investitionsbudgets kürzen, die Waage.
Während die traditionellen Investitionsmotive Ersatzbeschaffung und Rationalisierung wie immer im Vordergrund stehen, steigt allerdings der Anteil derjenigen, die Erweiterungsinvestitionen in Betracht ziehen. Dies reicht allerdings noch nicht aus, um die schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt nachhaltig zu verbessern.
Die Wettbewerbsposition lippischer Unternehmen auf Auslandsmärkten hat sich tendenziell verbessert. Mit innovativen Produkten konnten neue Kunden im Ausland gewonnen werden. Das hohe technische Knowhow bietet den heimischen Unternehmen einen Wettbewerbsvorsprung, der die vorhandenen Kostennachteile zum Teil ausgleicht.
Der Export bleibt unverändert der Eckpfeiler der Konjunktur. Die Aufwertung des Euro hat bei einigen Unternehmen allerdings Spuren hinterlassen. Insgesamt ist die Auslandsnachfrage aber ge-stiegen, und auch für das neue Jahr wird eine Fortsetzung dieses positiven Trends erwartet. Jedes zweite Industrieunternehmen ist zuversichtlich, dass der Export zunehmen wird.
Für den Arbeitsmarkt gibt es nach wie vor keine Entwarnung. Zwar hat 2004 jeder vierte Betrieb Neueinstellungen vorgenommen, bei jedem dritten Unternehmen wurde aber Personal abgebaut. Für 2005 bleiben die Prognosen skeptisch. Ein Achtel denkt über eine Aufstockung des Mitarbeiterstabes nach, ein Fünftel plant den Personalbestand zu reduzieren. Der steigende Kostendruck zwingt zum einen zu Produktivitätssteigerungen, zum anderen reagieren Unternehmen mit Produktionseinstellung am heimischen Standort und dem Zukauf von Standardwaren aus dem Ausland.

Artikel vom 16.04.2005