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Opfer von Polizei-Schikanen

Marianne Birthler hält die Hoffmann-von-Fallersleben-Rede in Höxter

Von Wolfgang Braun
Kreis Höxter (WB). Marianne Birthler, Bundesbeauftragte für Stasi-Akten, hält am Sonntag, 1. Mai, die Hoffmann-von-Fallersleben-Rede im Kaisersaal des Schlosses Corvey. Die weit über die Grenzen Höxters hinaus beachtete Veranstaltung beginnt um 11 Uhr. Karten sind noch gegen eine Spende im Rathaus und im Bürgerbüro der Stadt erhältlich.

Prinz Viktor von Ratibor und Corvey machte in einem Pressegespräch darauf aufmerksam, dass die Referentin und Hoffmann von Fallersleben von ihrer Biografie her in einem innigen Verhältnis stehen: »Hoffmann als politisch Verfolgter war in besonderer Weise polizeilichen Schikanen ausgesetzt.« Ihr Aufgabe sei es, solche Machenschaft im 20. Jahrhundert zu erhellen.
Bekanntlich hatte der Ururgroßvater des Erbprinzen, Herzog Viktor II. von Ratibor, den Dichter und Germanisten Hoffmann von Fallersleben, der wegen politischer unbequemer Lieder sein Amt als Professor in Breslau verloren hatte und verfolgt worden war, 1860 als Bibliothekar eingestellt. Der erste Arbeitstag war ein 1. Mai gewesen. Deshalb wurde vor vier Jahren die Institution der Hoffmann-Rede für den 1. Mai ins Leben gerufen. Die Idee geht auf Oberstudiendirektor i.R. Michael Bludau, zurück. Gesponsert wird die Veranstaltung von der Volksbank Paderborn-Höxter.
Bludau hob hervor, dass mit Marianne Birthler eine Persönlichkeit gefunden worden sei, die sich nicht in dem »Zirkus der Talkshows« verschleißen lasse.
1948 sei sie im Ostteil Berlins geboren worden und habe schon als 12-Jährige mit ihrem Austritt aus der FDJ, der Freien deutschen Jugend, politischen Mut bewiesen. Sie hat im Fernstudium Außenwirtschaft studiert und war als Exportbearbeiterin tätig. »Dann«, so Bludau, »hat sie ihr Leben neu strukturiert und wurde Gemeindehelferin und Katechetin in der evangelischen Elias-Gemeinde Berlin-Prenzlauer Berg.« Sie war Mitbegründerin der DDR-Oppositionsgruppe »Arbeitskreis Solidarische Kirche«. 1990 wurde die Landtagsabgeordnete der Grünen Bildungsministerin in Brandenburg, trat aber wegen der Stasi-Verwicklungen des Ministerpräsidenten Manfred Stolpe zurück. Bludau: »Wie Hoffmann von Fallersleben ging es Marianne Birthler um Bürgerrechte, wie er hat sie Polizei-Schikanen am eigene Leib erfahren.«
Landrat Hubertus Backhaus, betonte, mit Marianne Birthler sei eine Frau gefunden worden, deren ungewöhnliche Aufgabe darin besteht, aufzuarbeiten, was im Osten unseres Landes bis zur Wende angerichtet worden sei. Noch heute wendeten sich Tausenden an ihre Behörde. Bürgermeister Hermann Hecker hob hervor, die »Tradition der Hoffmann-Rede« diene dazu, »Corveys Licht leuchten zu lassen«. H. Hermann Doninger, stv. Vorstandsvorsitzender der Volksbank Paderborn-Höxter, stellte fest, sein Haus unterstütze Corvey bei diesem Ziel.
Der von Hans Hermann Jansen geleitete Chor »Cantus Novus« wird Hoffmanns »Unpolitische Lieder« vortragen
Karten gibt es bei der Touristinformation und im Bürgerbüro der Stadt Höxter gegen die Zahlung einer Spende für ein Gedenkzeichen für die Opfer in dem Stasi-Gefängnis Prenzlauer Allee.

Artikel vom 11.04.2005