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Rhythmus im
Maler-Blut

»KunstWerk«: Christoph Stieghorst

Von Ruth Matthes (Text)
und Oliver Schwabe (Fotos)
Herford (HK). Seine Bilder atmen das Lebensgefühl, den Rhythmus und die Bewegung des Rock'n'Roll. Üppige Frauen, ekstatische Musiker und alte Traktoren im Feld sind Christoph Stieghorsts Motive. Von diesem Samstag an zeigt der Bielefelder im »KunstWerk« an der Waltgeristraße 50 seine neuesten Arbeiten.

Der junge Künstler, der unter anderem im Schloss Werther, im Raum für Kunst Paderborn, der WDR Fernsehgalerie und der Alten Lederfabrik, Halle, ausgestellt hat, ist seit Kindertagen ein Trecker-Fan. »Es war immer schon mein Traum, selbst einmal einen Traktor zu besitzen«, erinnert sich der 31-Jährige. »Für mich strahlt er eine urwüchsige Kraft aus und etwas Nostalgisches. In dieser Maschine steckt noch Wahrhaftigkeit in unserem immer stärker entmaterialisierten Zeitalter.« Inzwischen ist er stolzer Besitzer zweier Oldtimer-Modelle. Der Traktor sei seine »Reisemaschine in die Welt der Phantasie«. Eines seiner beiden Prachtstücke hat er mit nach Herford gebracht.
Es war Millimeter-Arbeit, seinen Allis Chalmers D270 aus den USA, Jahrgang 1952, durch die Galerie-Tür zu schieben. Doch es ist ihm gelungen. So steht der Oldtimer nun mitten im Raum, vor einem Ölbild, für das der Trecker auch »Modell« gestanden hat. Ein Mädchen sitzt darauf, eingerahmt von 70-er-Jahre-Ornamenten. »Ich bin nun mal ein Kind der Pril-Blumen-Zeit«, sagt der Künstler schmunzelnd.
Diese Zeit scheint es ihm auch musikalisch angetan zu haben. Einige Gemälde tragen Titel von Pop- und Rocksongs, die Stieghorst seit seinem 15. Lebensjahr in verschiedenen Bands oder auch als Solist vorträgt. Die Texte inspirieren ihn zu Bildern voller Dynamik. Da ist zum Beispiel der Song »Green River«, in dem es um ein »barfüßiges Mädchen« und »Tanzen im Mondlicht« geht - stimmungsvoll wiedergegeben in dem gleichnamigen mit kräftigen, rhythmisch gesetzten Pinselstrichen gestalteten Gemälde.
Auch die anderen Themen seiner meist fotorealistischen Bilder stammen aus der eigenen Erfahrungswelt. Das Nachtleben der Großstadt, Jugendkultur und zwischenmenschliche Beziehungen lieferten den Hintergrund für Bilder wie »Suchen« und »Finden«. Sie stellen den einsamen Suchenden in der Kneipe und das eng umschlungene Liebespaar dar, das sich gefunden hat. Leicht ins Abstrakte hinein geht hingegen sein Bild »Der Klatsch«, dessen Hintergrund eine reine Farbkomposition ist.
Neben diesen Gemälden zeigt der gelernte Zimmermann, der seit 1996 in Paderborn Kunst studiert, erstmalig eine Serie provokanter Frauen-Akte, die seine Vorliebe für beleibtere Damen erkennen lassen und die er eigens für das kleine Kabinett des »KunstWerks« gemalt hat. Außerdem ist sein neues Gemälde »Chainsaw massacre« (Kettensägenmassaker) zu sehen, das sich in seiner Farbgebung stark von den anderen Bildern abhebt. In aggressives Türkis gehüllt, heben sich das wahnsinnige Gesicht des Mörders und die Kettensäge von dem bedrohlich schwarzen Hintergrund ab.
Eröffnet wird die Ausstellung amÊSamstag, 9. April, um 17 Uhr. Sie ist danach bis zum 13. Mai montags bis freitags von 15 bis 17.30 Uhr sowie nach Vereinbarung mit Gerd Schnapp-Ebmeier unter % 0 52 21 / 2 22 44 zu sehen.

Artikel vom 09.04.2005