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»Wir haben noch viele Ideen«

ARAT baut Tresor in Autos ein - CDU-Landtagsabgeordneter Brinkmeier zu Gast

Von Bernd Steinbacher
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Den richtigen Halt gibt die ARAT GmbH Mobiltelefonen und Navigationssystemen in Autos, Geräten für die Erfassung der Maut in Lastwagen und Taxametern in Taxis. »Wir hatten die Idee, Halterungen für Handys ohne Beschädigungen in Autos einzubauen«, sagte am Freitag Eigentümer Wilhelm Bisplinghoff. Mehr als 1000 Halterungen verschiedener Ausführungen werden pro Tag in Schloß Holte-Stukenbrock produziert.

Vieles ist dabei Handarbeit, die Mitarbeiter sind genauer als manche Maschine. Dennoch kommt modernste Technologie zum Einsatz. Per Laserstrahl werden Bleche geschnitten, die den Halterungen Stabilität geben. »Etwa 5000 verschiedene Bleche für die Halterungen gehören zum Sortiment«, erklärt Wilhelm Bisplinghoff.
Mittlerweile geht das Geschäft mit den Halterungen für Mobiltelefone etwas zurück, da einige Autohersteller selbst Systeme einbauen und Mitbewerber auf dem Markt sind. Doch das Unternehmen hat reagiert, bietet zum Beispiel Spezialhalterungen für das Lkw-Mautsystem im Fahrzeug an. Erst war es schwierig in diesen Markt einzusteigen, doch mittlerweile schreibt das Betreiberkonsortium Toll Collect für eine Versuchsreihe die Halterung von ARAT für die Mautgeräte vor. An jede Lkw-Freisprechanlage kann zudem eine Zusatzbox angeschlosen werden. Das Fahrzeug kann dann über das Internet verfolgt werden. Dass ARAT die Halterungen auch dafür baut, versteht sich von selbst.
»Wir haben noch viele Ideen in der Schublade«, so Bisplinghoff. Bürgermeister Hubert Erichlandwehr, CDU-Stadtverbandsvorsitzender Hans Schäfer und sein Stellvertreter Klaus Dirks sowie Landtagsabgeordneter Dr. Michael Brinkmeier hörten gerne, dass sich das Unternehmerehepaar zum Standort Deutschland trotz aller Schwierigkeiten bekennt.
Die Politiker hatten am Vormittag die Firma FROLI in Sende besucht. Dort werden Bettsysteme und Ausbauten für Wohnmobile hergestellt. Nun steht am Montag die Firma JOFO auf dem Programm. »Täglich gehen in Deutschland 1000 Arbeitsplätze verloren. Dieser Trend muss gestoppt werden«, sagte Michael Brinkmeier, der regelmäßig das Gespräch mit einheimischen Firmen sucht. Für die Landtagswahl hat sich den CDU unter anderem dem Abbau von Bürokratie, besserer Bildung und der Förderung des Mittelstandes verschrieben. Das fand Zustimmung.
Doch Wilhelm Bisplinghoff gab den Politikern Forderungen mit auf den Weg: Der Kündigungsschutz müsse für kleine Firmen gelockert werden, das Arbeitsrecht dürfe nicht das Einstellen von Mitarbeitern verhindern, die Arbeitslosigkeit müsse sinken, die Kaufkraft sei zu stärken.
Um letzteres zu illustrien, nannte der Unternehmer einige Zahlen. Im Jahr 2000 erzielte ARAT, das für Autoradio und Autotelefon steht, 90 Prozent des Umsatzes in Deutschland und zehn Prozent im Ausland. »Jetzt sind es 70 Prozent im Ausland und 30 Prozent in Deutschland.« Deshalb verstärkt das Unternehmen im Ausland seine Position. Die USA sind ein Ziel. ARAT ist in Kuweit präsent, in Spanien und Österreich mit zwei Tochtergesellschaften schon seit Jahren und liefert bis nach Australien. »Das Land ist der Testmarkt für Mobiltelefone. Was dort an Technologie und neuen Modellen genutzt wird, kommt erst mit Verzögerung nach Deutschland«, erklärte Bisplinghoff.
Bis 2002 war das Unternehmen auf der CeBit, präsentierte in Hannover Neuentwicklungen. Doch die Gefahr von Ideendiebstahl war zu groß. Damit hat das Unternehmen immer noch zu kämpfen. Dagegen zu klagen bringt nach Auskunft des Firmenchefs nichts, da dies viel zu lange dauert und weitere Kosten entstehen. Viel wichtiger ist, den Vorsprung zu halten, innovative Lösungen für die Kunden zu finden. Zu den neuen Enwicklungen zählt ein Tresor, der in das Handschuhfach eines Autos eingebaut werden kann. Er kann praktisch nicht herausgerissen werden. »Eher wird das ganze Auto gestohlen.«
Vom TÜV abgenommen ist zudem bereits eine Kaffeemaschine für Lastkraftwagen. Sie soll dieses Jahr auf den Markt kommen. Der Vertrieb bleibt bei ARAT, gebaut wird die Maschine von einem Unternehmen, das seit Jahren »viel von Kaffeemaschinen versteht«.
Durch neue Produkte wird gesichert, dass die 40 Mitarbeiter in Schloß Holte-Stukenbrock Arbeit haben. So ist es auch gelungen, dass der Umsatz in den vergangenen Jahren angestiegen ist. »Zurzeit sind Steigerungen nicht drin, der Umsatz wird aber gehalten«, so Gisela Bisplinghoff. Vom Unternehmen profitieren nicht nur die eigenen Mitarbeiter, Aufträge werden auch an die Behindertenwerkstätten in Bethel abgegeben.
Wilhelm Bisplinghoff weist bei dem Besuch auch auf die Anfänge hin. 1980 übernahm er das Elektroeinzelhandelsgeschäft seines Vaters. 1991 begann die eigene Produktion von Halterungen von Mobiltelefonen. »Die ersten haben wir aus Holz geschnitzt und mit der Sprühdose lackiert.«

Artikel vom 09.04.2005