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Aus bitteren Erinnerungen an damals lernen

Umsiedlungs- und Wehrertüchtigungslager: Kreismuseum Wewelsburg sucht Zeitzeugen

Wewelsburg/ Kreis Paderborn (WV). Geschichte ist immer die Summe von Einzelschicksalen. Wenn es gelingt, Erlebnisse und Erfahrungen ansprechend und ausdrucksstark zu dokumentieren, kann die Nachwelt daraus lernen und verhängnisvolle Fehler der Vergangenheit vermeiden. Dabei kann ein Geschichtsbuch Fakten liefern, ein authentischer Erlebnisbericht hingegen umfassendes Verstehen.

Das Kreismuseum Wewelsburg sucht deshalb Zeitzeugen, die zwischen 1943 und 1945 im Umsiedlungslager Wewelsburg gewohnt haben oder die zwischen 1944 und 1945 im Wehrertüchtigungslager Wewelsburg ausgebildet wurden und bereit sind, ihre persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen zu schildern. Gesucht werden auch Gegenstände aus der damaligen Zeit, die als Zeugnisse der Vergangenheit ebenfalls als Leihgaben mit einfließen sollen in die Dauerausstellung »Wewelsburg 1933 bis 1945. Kult und Terrorstätte der SS« im ehemaligen Wachgebäude der SS, die zur Zeit grundlegend überarbeitet wird. Durch die Zeitzeugenbefragung soll auch dieses Kapitel der Wewelsburger Geschichte nicht im Dunkeln bleiben.
Der Reichsführer der SS, Heinrich Himmler setzte seit 1939 KZ-Häftlinge ein, um den Um- und Ausbau der Wewelsburg zu gewährleisten. Eigens hierfür gründete er das Konzentrationslager Niederhagen, das dann 1943 als selbständiges Lager aufgelöst worden ist. Über diese Zeit ist in Wewelsburg mehr bekannt als über die Zeit danach. In den letzten Kriegsjahren wurde, was weniger bekannt ist, das Lagergelände Niederhagen als Umsiedlungs- und Wehrertüchtigungslager genutzt.
Das Kreismuseum Wewelsburg ist daher besonders daran interessiert, mit Menschen in Kontakt zu treten, die den Barackenkomplex Niederhagen zwischen 1943 und 1945 bewohnt haben. In dieser Zeit diente er als Umsiedlungslager für so genannte Volksdeutsche, die aus Ost- und Südosteuropa kamen, um sie im so genannten Altreich anzusiedeln.
Zusätzlich wurde ab 1944 auf einem anderen Teil des Geländes ein Wehrertüchtigungslager für 16-jährige Hitlerjungen eingerichtet, um sie in dreiwöchigen vormilitärischen Lehrgängen auf den Kriegseinsatz vorzubereiten. Einzugsgebiet war der ehemalige Gau Westfalen Nord Nr. 9, zu dem die Kreise Bielefeld, Borken, Büren/Paderborn, Coesfeld, Herford, Höxter, Gütersloh, Minden, Münster, Warendorf, Recklinghausen und Steinfurt zählten. Das Kreismuseum Wewelsburg ist zusätzlich an allen Informationen interessiert, die sich mit anderen Wehrertüchtigungs- oder Umsiedlungslagern beschäftigen.
Alle Informationen werden vertraulich behandelt. Ansprechpartner ist Norbert Ellermann, Mitarbeiter in der Projektgruppe zur Neukonzeption der Dauerausstellung. Der Museumspädagoge im Kreismuseum Wewelsburg ist unter Ruf 0177/6734437 zu erreichen.

Artikel vom 09.04.2005