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Das Wort zum Sonntag

Von Diakon Arthur Springfeld


Wussten Sie, dass in Murmeln Überraschungseier stecken? Wirklich, wenn Antonia (4) oder Karolin (3), meine kleinen Enkelkinder, mir eine Murmel bringen, stecke ich die in die Tasche und nach einem gewaltigen Zauberspruch mit Hilfe der Kinder hole ich zwei Überraschungseier raus. Natürlich braucht das Vorbereitung, aber glauben Sie das ruhig, als Opa kann ich zaubern - meine Mädchen nehmen mir das ab, die kennen mich ja auch. Opa Arthur kann das. Und die beiden sind nicht dumm, dennoch vertrauen sie mir blind und glauben auch, dass ich das nur einmal am Tag schaffe.
In einer Zeitung war einmal zu lesen: In einem einstöckigen Haus war eines Nachts ein Brand ausgebrochen. Alle Bewohner des Hauses waren vor den Flammen auf die Straße hinaus geflohen - bis auf einen Jungen von vier oder fünf Jahren. Umgeben von dickem Qualm, tauchte er plötzlich am Dachfenster auf und schrie um Hilfe. Sein Vater sah ihn und schrie ihm zu: »Spring, mein Junge!« Der Junge schrie: »Vater, ich sehe dich nicht!« Das Kind hörte die Stimme seines Vaters, aber es konnte ihn wegen des Rauchs nicht sehen. Der Junge schrie: »Vater, ich sehe dich nicht!« Der Vater, von tiefer Angst erfüllt, rief laut: »Spring, es genügt, dass ich dich sehe, hab keine Angst!« Das Kind gehorchte, sprang durch den Vorhang von Rauch und landete sicher und gesund in den Armen seines Vaters.
Auch dieser Junge war nicht dumm, er hatte nur einen kindlichen Glauben und blindes Vertrauen in seinen Vater.
Vor vielen Jahren wollte ich mich an einer Diskussion über »Jungfrauengeburt« nicht beteiligen, ich verstand es nicht, aber es war mir auch nicht wichtig, jedenfalls nicht wichtig für meinen Glauben. Gott erhalte dir deinen kindlichen Glauben, sagte man zynisch zu mir. Tief beleidigt ging ich raus.
Natürlich sind die Enzykliken aus Rom wichtig oder die Verlautbarungen aus Paderborn, wer will das bezweifeln. Für mein Leben, für meinen Glauben brauche ich das nicht. Gott kennt Arthur, Gott hat seine Hand auf mich gelegt am ersten Tag meines Entstehens. Er hat mich bei meinem Namen gerufen und gesagt: Du bist mein. Er gibt mir den Mut und das Vertrauen, mein Leben zu leben und zu springen, auch wenn ich nicht sehe. Sicher zaubert er mir keine Überraschungseier - viel besser: Er macht das wieder heil, was ich kaputt gemacht habe, er macht aus den Disharmonien meines Lebens eine wunderschöne Melodie. Natürlich habe ich manchmal auch Angst, manchmal schreie ich dann ganz laut: Wo bist DU denn? Und ich muss oft lange auf seine Antwort warten. Aber ich spüre es, er ist da, auch wenn ich ihn nicht verstehe und er ist da, auch wenn ich ihn nicht sehe. Er hat es mir versprochen und ich, Arthur, glaube ihm das. Kindlicher Glaube? - Vielleicht, ganz sicher sogar - aber es ist mein Glaube, der mich leben und vertrauen, lieben und hoffen lässt. Was immer ihr auch angestellt habt, kommt nach Hause, hat mein Vater immer zu uns Kindern gesagt, vielleicht heißt es deswegen auch Vater Unser . . .
Wie tröstlich ist doch das Zitat: Man kann nie tiefer fallen als in Gottes Hand. So kann ich auch verstehen, wenn über den verstorbenen Papst gesagt wurde: Gott hat ihn nun von der einen Hand in die andere genommen, obwohl mein kindlicher Glaube mir sagt: Es waren eher beide Arme, die ihn aufgefangen haben - zu Hause.
Es genügt, dass Gott uns sieht.

Artikel vom 09.04.2005