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Emotionen auf Leinwand

Der Gütersloher Fabio di Quattro: Ein Maler, der das »Neue« sucht

Von Johannes Zoller
Gütersloh (WB). Fabio di Quattros Bilder sind Kreationen, die aus einem ganz unmittelbaren Erleben heraus geboren werden. Sie entstehen, wie man so sagt, »aus dem Bauch heraus« und nicht so sehr aus Konzeptionen oder Vorstellungen. Die Kunst des 1970 in Sizilien zur Welt gekommenen Malers spricht Emotionen und Gefühle des Betrachters an. Am vergangenen Montag wurde in Mailand eine Ausstellung mit Werken des Güterslohers eröffnet.

Mit kräftigen, reinen Farben malt dieser Künstler - ja, er malt wirklich und denkt sich dabei keine künstlichen Geschichten aus. Er ist bei dieser Tätigkeit ganz in seinem Element, vollkommen authentisch, eins mit sich, wie mit dem Entstehungsprozess des Werkes. Genau dies spürt auch der Betrachter, denn es zeigt sich ihm in di Quattros Öl- und Acrylgemälden etwas, das in gediegener Klarheit präsent ist: das Kraftvolle, das Echte, das Einfache.
Die Botschaft des Unkomplizierten und der Einfachheit scheint diesem Künstler besonders am Herzen zu liegen. Er vermittelt in leuchtenden Farben die Lebendigkeit des Südens, Empfindungen der Freude und der Dankbarkeit. Er zeigt Gefühle und nicht naturalistische Abbildungen von Gegenständen oder Figuren. In diesem Sinne ist di Quattros Malerei eine abstrakte und mehr noch eine abstrakt-expressive.
Das Geheimnisvolle der Bilder Fabio di Quattros verbirgt sich in der Beziehung des »Abstrakten« mit dem »Existierenden«. »Was ich auf die Leinwand bringe, ist ganz einfach da«, sagt der Künstler - und zwar schon bevor er es malt. Er empfängt seine Inspirationen aus der intensiven Naturerfahrung seiner sizilianischen Heimat. Das Meer, mediterrane Landschaften, das Spiel der Elemente, die Sonne und die vulkanische Glut, all dies findet sich in der Intensität der Gemälde wieder.
»Rot ist meine liebste Farbe«, gesteht di Quattro, der aber mit dieser »stärksten der Farben« in einer so sensiblen Art und Weise umzugehen weiß, dass sie niemals aggressiv wirken würde. Es sind die vielen verschiedenen, sanft aufeinander abgestimmten Rottöne, die diese Farbe in di Quattros Bildern so ansprechend macht. Er bewegt sich dennoch im gesamten Farbspektrum und weiß von den Gesetzen des harmonischen Ausgleichs in der Komposition. »Ich bin sehr begeisterungsfähig und beeinflussbar von Stimmungen. Das Malen, das die Umsetzung meiner Eindrücke ist, beruhigt mich ganz und erwirkt Zufriedenheit«, weiß er zu berichten und sieht sich in seiner künstlerischen Tätigkeit wie beheimatet.
Di Quattro, der ehemals eine Schneiderlehre bei Gerry Weber absolvierte, will das Gefühl von der Heimat noch nicht genauer benennen. Er ist ein Wanderer zwischen Gütersloh und Raguza und er will nicht schon am Ziel sein. Er möchte offen sein für Neues, für nie zuvor Gesehenes, für nie Erfahrenes und Gefühltes. So sieht er sich auch auf Goethes Spuren und sucht die Verbindung zwischen dem Deutschen und dem Italienischen. Diese Suche ist sein künstlerischer Weg, auf dem ihm Goethes Naturbetrachtungen und Farbenlehre eine Art innerer Führung zu geben scheinen.
Zurzeit läuft eine Ausstellung di Quattros unter dem Titel »Sublimatione della luce« (»Sublimierung des Lichts«) in Mailand - die jüngste seiner zahlreichen Präsentationen im In- und Ausland. »Das Italienische in mir ist die Expressivität, die Lebendigkeit, während mir das Deutsche mehr das Geradlinige, bis hin zum Minimalismus bedeutet.« Es gibt eine »Beziehung der Unterschiede« im Leben und Werk Fabio di Quattros, wobei seine Bilder als Synthese verstanden werden können.
Ein Teil seines Werkes ist allerdings auch streng minimalistisch gehalten. Dieser Künstler weiß sich sein »inneres Kind« zu bewahren und schätzt das Naive. Seine Bilder sind aussagekräftig, aber ohne intellektuell fassbare Inhalte. Sie erzeugen Lebendigkeit, aber man muss hinschauen, denn »tausend Worte könnten sie nicht beschreiben«. Deshalb gibt der Künstler keine Titel für seine Gemälde, da sie das farbige Empfinden des Kindlichen im Menschen ansprechen sollen. »Das Werk ist wie ich. Das Bild ist mein Leben«, erklärt di Quattro und hält dann inne. Durch seine Worte hat sich eine Atmosphäre des Unkomplizierten und des Einfachen ausgebreitet. Dann sprechen nur noch die Farben seiner Bilder.

Artikel vom 08.04.2005