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Menschen
in Verl
Michaela Hoffknecht
Schneiderin

Eigentlich wollte Michaela Hoffknecht Goldschmiedin oder Technische Zeichnerin werden. »Das war als Mädchen immer mein Traum«, erinnert sich die 35-jährige Verlerin. Doch es kam anders. Und wenn sie heute zurück blickt, stellt sie zufrieden fest: »Ich habe genau den richtigen Beruf gelernt.« Michaela Hoffknecht ist Schneiderin und das mit Haut und Haar: Jede freie Minute nutzt die Mutter zweier Kinder, um sich in ihr geräumiges Kelleratelier in dem schönen Fachwerkhaus am Westfalenweg 149 zurückzuziehen.
Dort näht sie für Bekleidungsfirmen Röcke, Blusen oder Mäntel und natürlich für die eigene Familie. Seit Dezember ist sie auch noch als Änderungsschneiderin selbstständig. »Das hat sich so ergeben«, erzählt sie. »Nach meinen 15 Berufsjahren in einer Musternäherei in Gütersloh und Bielefeld und schließlich bei Marc Aurel in der Arbeitsvorbereitung sowie den Jahren der Familiengründung musste ich mich einfach mal neu orientieren.« Die Selbstständigkeit reizte sie und sie wagte den Schritt. »Das war richtig«, sagt sie.
Ob Änderungen aller Art, Nähen von Gardinen, Schneidern von Hosen, Röcken oder Blusen nach Maß: Michaela Hoffknecht bietet einen Rundumservice an und das ganz flexibel. »Ich fahre auch zu den Kunden nach Hause und hole die Sachen ab oder nehme Maß, wenn es gewünscht wird«, erklärt sie. Dieses Angebot will die Handwerkerin irgendwann noch mit einem Notdienst erweitern. Ihre Idee: »Wenn zum Beispiel jemand zu einem Ball will, das Kleid nicht mehr passt oder ein Teil defekt ist, dann würde ich rauskommen und das Problem an Ort und Stelle lösen - auch sonntags.«
Zwischen ihrer geliebten 28 Jahre alten Industrienähmaschine, dem Zuschneidetisch, der Bügelanlage, den Schnittmustern und dem uralten Radio ihres Opas - das den ganzen Tag läuft - fühlt sich Michaela Hoffknecht so wohl, dass sie überhaupt kein Bedürfnis nach einer Freizeitbeschäftigung hat. »Mein Beruf ist mein Hobby. Das war eigentlich schon immer so«, lacht sie. »Oft merke ich gar nicht, wie die Zeit vergeht. Dann kann es auch schon mal Nacht werden.«
Ganz wunschlos ist sie aber nicht: »Irgendwann mal fürs Theater oder fürs Varieté zu nähen, das könnte ich mir schon toll vorstellen«, träumt sie. Manfred Köhler

Artikel vom 08.04.2005