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Nagekäfer
frisst dicke Turmbalken

St. Marien: wieder neue Kosten

Von Manfred Köhler
Verl-Kaunitz (WB). Bei der Sanierung des Gotteshauses in Kaunitz reißt die Kette der bösen Überraschungen nicht ab. Nachdem der Holzwurm bei den Heiligenfiguren und dem Hochaltar der Gemeinde zusätzliche Kosten beschert hat, hat nun der Nagekäfer »Xestobium Rufovillosum« auch sechs 24 Zentimeter dicken Balken im Turm den Garaus gemacht.

»Das kostet uns 10 000 Euro mehr«, sagt Pastor Joachim Cruse. Woher das Geld für die Sanierung der maroden Eichenempore kommen soll, ist noch offen. Vor etwa vier Wochen ist der Schaden entdeckt worden, als im Turm zwei Bohlen aufgehoben wurden. »Ich habe schon so etwas geahnt und im November angemerkt, es könne da etwas auf uns zu kommen«, so Pastor Cruse. Damit »Xestobium Rufovillosum« nicht noch mehr Schaden anrichten kann, muss zügig gehandelt werden. Denn im April oder Mai legt der Käfer seine Eier und dann schwärmt der hungrige Nachwuchs aus.
Ansonsten ist der Pfarrer von St. Marien mit dem Verlauf der Kirchensanierung recht zufrieden. »Wir liegen ganz gut im Plan und werden wohl vor den Sommerferien fertig werden«, glaubt er. Außerdem freut er sich darüber, dass er trotz Sanierung alle Hochfeste in der Kirche feiern konnte.
Dieser Termin gilt allerdings nicht für die Restaurierung der Figuren, des Altars und der alten Kanzel. Da geht Cruse eher von Weihnachten aus. Derzeit hat die Arbeit an diesen kostbaren Teilen aber noch gar nicht begonnen, weil noch einige schriftliche Genehmigungen aus Paderborn ausstehen. Mündlich ist indes schon vieles geklärt, auch dass die Restauration in die Hand eines Fachmanns der Wiedenbrücker Schule gelegt werden soll. Die alte Kanzel war übrigens über der Orgelempore gelagert worden und soll nun wieder ihren Standort rechts neben dem rekonstruierten Hochaltar bekommen.
Während die Gerüste für die Dacharbeiten an Chor und Sakristei aufgestellt werden und zurzeit die Maurer den schadhaften Putz abklopfen, die vielen, bis zu 25 Zentimeter tiefen Risse in den 110 Zentimeter dicken Mauern aufspüren, den Asphalt aufschneiden und die Mauern im Erdreich freilegen, sieht die Kirche im Innern schon wie neu aus. Die Wände erstrahlen im »Kirchenweiß«, die Deckenmalereien sind erneuert. Die Messdiener haben jetzt eine eigene Sakristei, der Abstellraum gehört der Vergangenheit an. Auch den Öllagerschuppen gibt es nicht mehr und die Heizung ist auf Gas umgerüstet worden. Neu ist auch ein Gitter, das künftig tagsüber für einen begrenzten Zugang bis zur Orgelempore sorgt. »Damit soll Diebstählen und Vandalismus vorgebeugt werden«, sagt Cruse.
Nicht zu sehen ist die viele Arbeit hoch oben im Kirchengewölbe. »Wir haben dort sieben Kubikmeter Schiefermüll von der letzten Dachdeckung gefunden und beseitigt«, erzählt Cruse. Das Gewölbe ist gereinigt worden, Kabel wurden neu verlegt und alle Auflagen der Brandschutzbestimmungen umgesetzt. »Es hat da wirklich zum Schluss sauber und ordentlich wie in einem leeren Wohnzimmer ausgesehen«, lacht der Pfarrer.

Artikel vom 07.04.2005