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Die ersten Zuckerrüben sind bereits im Boden

Der Anbau der »Königin der Feldfrüchte« hat in Ostwestfalen-Lippe eine 125-jährige Tradition


Rahden/Kreis Minden-Lübbecke (WB). Das schöne Wetter der vergangenen Tage schickte die Bauern auf die Felder: Im Mühlenkreis wurden nach Auskunft des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Minden-Lübbecke die ersten Zuckerrüben gelegt.
Mit eine mehr als 125-jährigen Tradition hat der Zuckerrübenanbau in der Region wirtschaftliche Bedeutung. Die »Königin der Feldfrüchte« wird in Ostwestfalen jährlich auf einer Fläche von gut 6000 Hektar angebaut. »Ob der heimische Rübenanbau aber noch weiter Bestand haben wird, ist fraglich, denn die Europäische Union hat zum Angriff auf den Rübenanbau geblasen«, bringt es der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Minden-Lübbecke, Karl-Heinz Becker, auf den Punkt.
Zur Erläuterung: Der heimische Zuckerrübenanbau ist eng mit der Zuckermarktordnung der Europäischen Union verknüpft. Die Marktordnung ermöglicht den Landwirten einen wirtschaftlichen Rübenananbau, ist aber totzdem haushaltsneutral und verursacht keine Kosten für den Steuerzahler. Dennoch hat die EU-Kommission im vergangenen Sommer eine radikale Reform der Zuckermarktordnung vorgelegt.
Die Vorschläge der EU sehen die Reduzierung der Zuckerquote um 2,8 Millionen Tonnen oder 16 Prozent und die Senkung der Mindestpreise für Zuckerrüben und Zucker um 27 beziehungsweise 33 Prozent vor. Der Vorsitzende bezeichnet die Vorschläge als nicht akzeptabel: »Wenn diese so kommen, ist ein wirtschaftlicher Zuckerrübenanbau nicht mehr gegeben.« Gefährdet seien darüber hinaus 1300 Arbeitsplätze in den sechs nordrhein-westfälischen Zuckerfabriken -Êdarunter auch Hunderte von Arbeitsplätzen in den zwei ostwestfälischen Zuckerfabriken in Lage und Warburg. Hinzu kämen noch etwa 3000 Arbeitsplätze in vor- sowie nachgelagerten Bereichen in Nordrhein-Westfalen.
Die heimischen Rübenanbauer befürchten, dass sie mit ihrem unter hohen Sozial- und Umweltstandards erzeugten Rohstoffen aus der Region nicht mit Rohrzucker aus großflächigen Anbau, zum Beispiel aus Brasilien und Australien, konkurrieren können. »Wir sehen die geplanten Einschnitte in die Preis- und Mengengarantien als unverantwortlich«, betonte der Vorsitzende.
Sie bedeuten für viele Rübenanbauer im Kreis Minden-Lübbecke, in Ostwestfalen, in Westfalen-Lippe und in ganz Deutschland das Aus.
Pro Hektar Zuckerrüben können ungefähr 10 000 »Tüten Zucker« geerntet werden, so der Landwirtschaftliche Kreisverband.

Artikel vom 07.04.2005