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Nur gemeinsam oder gar nicht

Diskussion zum touristischen Potenzial eines Nationalparks lockt 250 Zuhörer

Von Jürgen Köster
Bad Driburg (WB). So viele Menschen sind nicht einmal am Rosenmontag im Bad Driburger Rathaussaal: Mehr als 250 Zuhörer verfolgten die Podiumsdiskussion über das touristische Potenzial eines Nationalparks. Die wichtigste Vorgabe machte Staatssekretär Dr. Thomas Griese: »Einen Nationalpark macht man nur gemeinsam oder gar nicht.«

Dies habe auch bei der Einrichtung des Nationalparks Eifel gegolten. Dessen Entwicklung belege, dass ein touristischer Aufschwung möglich sei. »Mit einem Nationalpark lässt sich besser werben als mit allen anderen Instrumenten«, hob der Staatssekretär hervor. »Es ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal, da die Zahl der Nationalparke in Deutschland begrenzt bleiben wird.«
Deutliche Bedenken gegenüber einem Nationalpark äußerte Konrad Kappe, Vorsitzender des Eggegebirgsvereins, der mit seinen mehr als 6000 Mitgliedern knapp 5000 Kilometer Wanderwege betreut. Er sei bei der Planentwicklung vom »Sprung auf die Egge« überrascht worden. Wichtige Fragen seien für ihn, ob es ein »knallhartes Waldbetretungsrecht« gebe und ob der als »Flickenteppich erscheinende Nationalpark« auch internationalen Standards genüge. Kritisch zu hinterfragen sei sicher auch, ob die zahllosen Windräder zwischen Paderborn und Lichtenau überhaupt zu einem Nationalpark passten. Der EGV werde sich aktiv in die Mitarbeit einbringen und sich für die Interessen seiner Mitglieder einsetzen. »Die Hektik, die seit drei Monaten in die Angelegenheit gekommen ist, erweckt den Anschein, als sei der Nationalpark bereits beschlossene Sache«, befürchtete der EGV-Vorsitzende. Angebote wie das qualitativ hochwertige Wandernetz, der Turm auf dem Velmerstot, der Hammerhof bei Hardehausen oder die preiswerten Unterkünfte brächten mehr Wanderer in die Region als ein Nationalpark.
Dies alles seien genau die Qualitätsmerkmale, die ein Nationalpark benötige, urteilte Prof. Ulrich Harteisen von der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen. Unter dem Motto »Von der Faszination zur Destination« ziehe die »Marke Nationalpark« viele Menschen an. Trends in Deutschland seien Kurzurlaubsreisen, Urlaub für Ältere, Wander- und Gesundheitstourismus. Seiner Auffassung nach ließen sich gerade in der Egge Gesundheits- und Nationalpark-Tourismus hervorragend verknüpfen. Die Zahl der potentiellen Gäste liege bei zwölf Millionen Menschen aus einem Umkreis von bis zu 200 Kilometern.
Dass touristisches Potenzial vorhanden ist, ist für Dr. Ursula Diepolder vom Büro für Landesentwicklung, Hohenau, keine Frage. Allerdings hält sie eines für ausgeschlossen: »Eine aktive Truppe auf einem Truppenübungsplatz und ein Nationalpark auf derselben Fläche sind in Deutschland unvereinbar.« Ohne den Truppenübungsplatz wäre ihrer Einschätzung nach das Arteninventar nicht so hochwertig. Und dennoch: »Potenzial für einen Nationalpark ist durch die vorhandene Naturausstattung der Wälder des Eggegebirges gegeben. Ein möglicher Weg ist für die Wissenschaftlerin die »Ausweisung eines Nationalparks Eggegebirge mit der Option auf eine Erweiterung um die Senne im Jahr X«.
Seinen Standpunkt zum möglichen Nationalpark machte Dr. Ralf Becker, Geschäftsführender Gesellschafter der Becker KG (Brakel) deutlich. »Wir leben in einer Kulturlandschaft und nicht in einem Urwald«, bezog er Stellung. Die Egge erfülle ihre ökonomischen und ökologischen Aufgaben ebenso wie ihre Schutz- und Erholungsfunktion. Dr. Becker: »Wir haben eine sehr gut gepflegte, nachhaltige Naturlandschaft.«
Mit aktuellen Tourismuszahlen konfrontierte Anton Schäfers, zuständiger Abteilungsleiter bei der Bezirksregierung, die Zuhörer. Die Übernachtungszahlen in Bad Driburg und OWL seien zurückgegangen. In der Eifel und der Region Aachen habe man demgegenüber starke Zuwächse von plus elf Prozent verzeichnet.
»Das Thema Nationalpark ist positiv besetzt«, stellte Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff fest. Als Dachmarke nutzen lasse sich allerdings ein »Nationalpark Teutoburger Wald«, da dieser bundesweit bekannt sei. Gedanken machen sollte man sich darüber, den Park erstmalig in Deutschland unter eine privatwirtschaftliche Führung zu stellen. Hauptgesellschafter könne beispielsweise das Land sein, aber auch der EGV könne sich mit seinem Know How einbringen. Kommentar

Artikel vom 07.04.2005