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Falschaussagen
waren verabredet

Einstige Zeugen saßen vor Gericht

Herford (cl). Vor elf Monaten fand vor Richterin Claudia Schonscheck ein Strafprozess mit einer tollen Schlusspointe statt (das HERFORDER KREISBLATT berichtete). Die vermeintlichen Entlastungszeugen saßen jetzt wegen uneidlicher Falschaussagen vor Gericht.

Der 26-jährige Kaspar R. (Namen geändert) bestritt zwei Stunden lang mit aller Leidenschaft, in den frühen Morgenstunden des 14. September 2003 mit über 1,2 Promille und ohne Fahrerlaubnis einen Unfall an der Diebrocker Straße gebaut zu haben und zu Fuß geflüchtet zu sein. Die Sachlage war eindeutig, etliche Zeugen identifizierten den Angeklagte.
Doch unaufgefordert meldete sich der jüngere Bruder des Angeklagten, um ihn zu entlasten. Noch besser war der 23-jährige Cousin Quirin S.: Er bestand darauf, selbst der Fahrer gewesen zu sein, obwohl er auch keine Fahrerlaubnis hat. Nach ihren Zeugenaussagen gingen beide Cousins hochzufrieden mit sich nach Hause. Doch nachdem Oberstaatsanwalt Rainer Kahnert nur eine Geldstrafe gefordert hatte, rückte Kaspar R. völlig unerwartet im Schlusswort mit einem späten Geständnis heraus: Er habe mal wieder Mist gebaut. Aus Angst vor einer Haftstrafe habe man eine gemeinsame Strategie abgesprochen.
Jetzt saßen Quirin S. und Knut R. mit hängenden Ohren wegen ihrer uneidlichen Falschaussagen vor Richterin Swantje Kuper- Stelte. Knut R. musste sich allerdings noch zwei weiteren Anklagen stellen: Im März und Juli 2004 hatte er stark alkoholisiert zweimal Widerstand gegen Polizeibeamte geleistet und sie teilweise schmerzhaft verletzt. Einen biss er in den Finger, einen boxte er aufs Auge und einen weiteren kniff er in der Leistengegend.
Knut R. bekam vier Monate mit Bewährung, muss 100 Stunden gemeinnützig arbeiten und 400 Euro Schmerzensgeld an den gebissenen Polizeibeamten bezahlen. Der ebenfalls arbeitslose Vetter Quirin S. kam zu drei Monaten mit Bewährung und 80 Arbeitsstunden. Er hat allerdings die auferlegten Sozialstunden vom November 2004 noch nicht einmal begonnen.

Artikel vom 06.04.2005