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Der Pleitegeier kreist

Existenz einiger AWO-Ortsgruppen ist in Gefahr

Gütersloh (wes). Trübe Stimmung: Über der Jubiläumsfeier der AWO-Spexard zum 25-jährigen Bestehen der Tagesstätte hingen dunkle Wolken. Ein eigentlich so fröhlicher Anlass zeigte, wie schlecht es um die Finanzen des Vereins steht.

»Wenn es so weiter geht, dann können wir bald keine Miete mehr bezahlen und müssen schließen«, betonte die Vorsitzende der AWO-Ortsgruppe Spexard, Elisabeth Jentsch, auf dem Fest in der Gaststätte Müterthies. Es seien die ewigen Kürzungen der Zuschüsse von der Stadt, die dazu führen, dass die laufenden Kosten der Tagesstätte in der Alten Buschstrasse 1 künftig nicht mehr abgedeckt werden können. Um die 5500 Euro muss die Vorsitzende Jentsch jährlich aufbringen, damit die Tagesstätte der AWO beheizt ist und das Telefon benutzt werden kann. »Wir sind zum Lebensmittelpunkt vieler alter Menschen geworden«, berichtet Jentsch.
Doch die Stadt kürzt weiter: »Es fing 2002 an, als Bertelsmann die Gewerbesteuer von der Stadt zurückverlangte«, erklärt sie. In allen Bereichen wurde deshalb gespart - auch im Sozialbereich. So war die AWO 2002 mit Kürzungen von 20 Prozent das erste Mal betroffen. Weiter ging es im Jahr 2003 mit 50 Prozent weniger Zuschuss. »2004 wurden uns noch mal 50 Prozent gekürzt«, erklärte Elisabeth Jentsch. 2005 sehe es nicht anders aus. Der Kreisvorsitzende der AWO, Jürgen Jentsch, bestätigte auf der Jubiläumsfeier: »Heute früh ist ein Brief ins Haus geflattert, der besagt, dass auch dieses Jahr wieder 50 Prozent der Zuschüsse ausbleiben.«
Damit sei der Untergang der Tagesstätte in Spexard fast besiegelt. Sie bietet rund 60 Mitgliedern an drei Tagen in der Woche offene Türen. Zusätzlich bietet Elisabeth Jentsch eine wöchentliche Ausfahrt an. Um das sinkende Schiff zu retten, hat die Vorsitzende ihre Mitglieder angeregt, zwei bis fünf Euro monatlich in einen Topf zu geben - zusätzlich zu den Mitgliedsbeiträgen. »Unsere Rücklagen sind trotzdem fast aufgebraucht«, berichtete sie.
Die Mitbegründerin der Tagesstätte, Klara Beermann, erzählte mit Stolz von den ersten Tagen in der Einrichtung. Für sie ist die AWO-Tagesstätte ein Stück Lebensgeschichte. »Es ist eine feste Anlaufstelle für uns alte Leute und bestimmt unser Leben«, lächelt die ältere Dame.
Elf Ortsvereine hat die AWO im Kreis Gütersloh. Die vier Ortsgruppen im Stadtgebiet, Gütersloh (110 Mitglieder), Spexard (60), Avenwedde/Friedrichsdorf (138) und Isselhorst (118), stehen vor dem Aus. Sozialdezernent Andreas Kimpel, der sein Amt seit dem 1. April bekleidet, kann noch keine frohe Botschaft überbringen. »Ich bin erst zwei Tage im Amt«, erklärt Kimpel. »Da weiß ich über einige Thematiken noch nicht bescheid«, so Kimpel weiter.
Vorsitzende Elisabeth Jentsch ließ sich auf der Jubiläumsfeier aber nicht beirren. Mit rund 80 Gästen wurde dann am Nachmittag Kaffee getrunken und auch einige Ehrungen vorgenommen: Anneliese Bassendowski (25 Jahre Mitglied), Anne Binder (25), Heinz Diekotte (44), Willi Domscheit (21), Ursel Domscheit (21), Lotti Fuhrmann (29), Friedchen Gierhake (29), Brunhilde Kochanek (30), Friedel Krogull (25), Grete Müller (27), Charlotte Rabe (24), Elli Rohde (27), Hans Rohde (24), Christel Rump (28), Elisabeth Stickling (31), Bruno Stickling (28), Elfriede Thieß (37), Klara Beermann (38), Jürgen Jentsch (29) und Elisabeth Jentsch (25).

Artikel vom 06.04.2005